«Ich bin ein Menschenfotograf», beschrieb sich Stefan Moses einst. In der Tat: Viele seiner Arbeiten zeigen einen «Human Touch», wie ihn etwa die US-Zeitschrift «Life» und der deutsche «Stern» geprägt haben.
Nun ist Moses am Samstag 89-jährig in München verstorben. Deutschland verliert damit einen der bedeutendsten Fotografen des Landes.
Stefan Moses hatte zahlreiche Prominente mit seinen Kameras porträtiert – darunter Heinrich Böll, Willy Brandt, Otto Dix, Günter Grass, Thomas Mann und Martin Walser. Er zeichnete sich unter anderem durch Reportagen in Zeitschriften aus.
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Bild 1 von 6. Zum Beispiel Willy Brandt: Einer von «Deutschlands Emigranten», die Moses ab 1949 fotografierte. Entstanden sind rund 100 Porträts von Menschen, die Deutschland nach 1933 verlassen mussten. Bildquelle: NIMBUS. Kunst und Bücher / Stefan Moses.
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Bild 2 von 6. Die Künstlerin Meret Oppenheim: Moses porträtierte Menschen, die das öffentliche und intellektuelle Leben Deutschlands von 1950 bis heute prägten. Bildquelle: NIMBUS. Kunst und Bücher / Stefan Moses.
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Bild 3 von 6. Für Moses standen immer Menschen im Mittelpunkt – immer wieder auch berühmte wie Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und seine Frau Teofila. Bildquelle: NIMBUS. Kunst und Bücher / Stefan Moses.
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Bild 4 von 6. Gestandene Männer unter sich: die Architekten Max Bill und Walter Gropius, gesehen vom «Grand Old Man der deutschen Fotografie». Bildquelle: NIMBUS. Kunst und Bücher / Stefan Moses.
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Bild 5 von 6. Ilse Aichinger und ihre Zwillingsschwester: Wie viele Arbeiten von Moses zeigt auch diese einen «Human Touch». Bildquelle: NIMBUS. Kunst und Bücher / Stefan Moses.
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Bild 6 von 6. Alle Bilder sind dem Band Stefan Moses: «Deutschlands Emigranten» (Nimbus. Kunst und Bücher, Wädenswil) entnommen. Bildquelle: NIMBUS. Kunst und Bücher / Stefan Moses.
Ein bedeutender Chronist
Viele der Motive und gross angelegten Bildzyklen drehten sich um das Thema «Deutschland und die Deutschen» – etwa sein Projekt «Ostdeutsche Porträts» aus den Jahren der Wiedervereinigung 1989 und 1990.
«Mit Stefan Moses verliert Deutschland nicht nur einen grossen Fotografen, sondern einen seiner bedeutendsten Chronisten», würdigte ihn Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Im Mittelpunkt seines Schaffens habe für Moses immer der Mensch gestanden.
Gespür für den Alltag
«Untrüglich war sein Gespür für die Theatralik scheinbar banaler Alltagssituationen. Wir können uns glücklich schätzen, dass dieses ‹lebenslängliche Erinnerungswerk› – wie Moses selbst seine Arbeit beschrieben hat – in seinen Arbeiten festgehalten ist», sagte Grütters.
Der Historiker Christoph Stölzl würdigte Moses in einem Nachruf für die «Welt» als «Grand Old Man der deutschen Fotografie». Er betonte: «Die Deutschen sind nicht nur auf, sondern auch durch Moses' Bilder andere geworden.»
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 6.2.2018, 6:03 Uhr