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Grösste Kunstmesse abgesagt Wegen der Coronakrise gibt's keine Art Basel 2020

Die Art Basel 2020 wird definitiv abgesagt, das gab die Kunstmesse heute bekannt. Für die Kunstszene ist das keine Überraschung. Aber ein Entscheid mit Folgen.

Die Art Basel setzt traditionell auf Galeristen und Sammlerinnen, die aus den USA und dem asiatischen Raum kommen. Ob diese wegen der Corona-Krise anreisen können, ist aber nach wie vor unsicher.

Verantwortungsbewusster Entscheid

Darum werde die Absage generell als vernünftig angesehen, sagt Nicolas Galley, Studiengangsleiter Art Market Studies an der Universität Zürich.

Die Absage verstärke allerdings die Probleme des Mutter-Konzerns der Art Basel, so Galley: «Dass ausgerechnet die profitabelste Messe im Portfolio annulliert wird, ist ein Schlag für die MCH Group.»

Nachdem im Frühling bekannt wurde, dass wichtige Luxus-Uhrenhersteller nicht mehr an der Uhren- und Schmuckmesse Basel World teilnehmen werden, geriet der Konzern ins Schlingern.

Schlag für Galerien

Die Absage der Kunstmesse trifft auch die Galerien. Einige machen auf der Kunstmesse die Hälfte ihres Jahresumsatzes.

Luigi Kurmann, Schweizer Galerist in Berlin, sagt: «Die Situation ist im Moment sehr angespannt. Die Umsätze sind bei vielen bereits vorher mit der Coronakrise eingebrochen. Nach Basel zu reisen wäre nicht nur ein gesundheitliches, sondern vor allem ein finanzielles Risiko.»

Würde die Art stattfinden, könnte mit weniger Kundinnen und Kunden zum Beispiel nur die Hälfte des üblichen Umsatzes erzielt werden. Das rechne sich schlicht nicht, so Kurmann.

Es trifft die Kleinen

Die Absage der Art Basel und die Situation auf dem Kunstmarkt trifft besonders die kleinen und mittleren Galerien. Grosse Werke bekannter Namen, die von Stargalerien vertreten werden, laufen nach wie vor.

Die Jagd nach Trophäen ist ungebrochen. «Aber jetzt junge, unbekannte Künstlerinnen und Künstler zu propagieren, ist schwierig», sagt Kunstmarktexperte Nicolas Galley.

Auch auf dem Online-Kunstmarkt funktioniert nur Bekanntes. Auch wenn «Viewing Rooms», also Online-Plattformen für den Kunstmarkt, das neue grosse Ding sind. Der traditionsbewusste Kunstmarkt habe in diesem Bereich zehn Jahre Verspätung im Vergleich mit anderen Branchen, so Kunstmarktexperte Galley.

Dazu kommt: Auf dem Online-Kunstmarkt funktioniert Bekanntes, also Künstlerinnen und Künstler, die sich bereits einen Namen gemacht haben. Entdeckungen werden dort nicht gemacht. Das hat Folgen.

Schliessungen zu erwarten

Wie in der Finanzkrise ab 2007 werden etliche kleine und mittlere Galerien, die eher unbekannte Künstlerinnen und Künstler vertreten, vermutlich schliessen müssen, weil Rücklagen fehlten, sagt Galerist Luigi Kurmann. «Irgendwann rechnet sich der Idealismus des Galeristen nicht mehr.»

Die Art Basel fällt mit der Absage einen verantwortungsbewussten Entschied, der nicht gratis ist. Und die Probleme des Mutterkonzerns MCH Group vergrössert.

Fehlen wird allen – den grossen und den kleinen Galerien – der wichtigste Moment auf der Art Basel: das grosse Plaudern über heisse Tipps und abgrundtiefe Enttäuschungen, der ungezwungene Kontakt am grössten Klassentreffen der Kunstszene.

Sendung: Radio SRF 4 News, Echo der Zeit, 06.06.2020, 18:00 Uhr

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