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Pilze machen Holzdesign
Aus Kultur-Aktualität vom 06.05.2019.
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Innovatives Design Pilze lassen das Holz nicht nur faulen – sie verschönern es auch

Pilze können wunderschöne Strukturen ins Holz zaubern. Das machen sich Forscher und eine Schreinerei zunutze.

Der Biologe Hugh Morris öffnet einen Inkubator, einen grossen Brutschrank. Dort herrschen ideale Bedingungen, damit Pilze wachsen können. Er entnimmt daraus eine Glasschale.

Die Pilze züchtet Morris auf einem Nährboden. So entstehen Myzelien, die fadenförmigen Zellen des Pilzes, erklärt der Ire, der heute in St.Gallen als Wissenschaftler an der Forschungsanstalt Empa arbeitet.

Trainierte Pilze

Der Pilz auf der Glasschale ist schwarz und sieht aus wie eine Warze – ein sogenannter Brandkrusten-Pilz. Eigentlich zersetzt dieser Pilz das Holz.

Dunkle Formationen in zwei Glasschalen
Legende: Dieser Pilz in der Petrischale sorgt später für Muster im Holz. empa.ch

Morris hat aber eine Pilzart entdeckt, die nur dunkle Linien ins Holz zeichnet. Normalerweise sind diese Linien zufällig und chaotisch.

Morris hat nun aber eine Technik entwickelt, um diese Linienbildung zu beeinflussen: «Ich trainiere meine Pilze so, dass sie Linien zeichnen, wie ich sie haben will», so der Wissenschaftler.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

In der Natur gehe es normalerweise zwei Jahre, bis die Linien im Holz seien. «Für ein Produkt, das man auf den Markt bringen will, sind zwei Jahre zu lang», sagt Morris. Man müsse den Prozess im Labor beschleunigen.

Baumstrunk
Legende: Ein von Pilz befallener Baumstrunk. empa.ch

Hier kommt Jakob Koster ins Spiel, Chef der Koster Holzwelten AG in Arnegg, St. Gallen. Er sucht immer nach neuen Ideen um sich vom traditionellen Holzgewerbe abzuheben.

«Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfach», sagt Koster. Man könne das Holz fürs Parkett, Wandverkleidungen, Trennwände, aber auch Möbel, Küchen und Bilder verwenden.

Zeichnung im Holz
Legende: Schwarze Linien zeichnen eine marmorartige Struktur ins Holz. empa.ch

Zusammen mit Biologe Hugh Morris arbeitet Schreinermeister Koster an einem neuen Verfahren. Denn die Zucht des Pilzes ist das Eine. Das Andere sind die Anforderungen der Holzverarbeitung.

Geheime «Programmierung»

So muss das Holz trocken sein, was für den Pilz wiederum nicht ideal ist. Auch darf sich die pigmentierte Marmorierung nicht zersetzen – sie muss zum Beispiel Tageslicht aushalten.

Vier Holzstücke mit unterschiedlichen Strukturen.
Legende: So unterschiedlich können die Zeichnungen aussehen. empa.ch

«Wir machen physikalische Tests, prüfen Festigkeit und Lichtbeständigkeit.» Eine Pilotproduktion ist für Ende 2019 vorgesehen. «In ein bis zwei Jahren möchten wir die ersten kleineren Chargen herstellen», so Koster.

Während Koster in der Schreiberei Möbel designt, arbeitet Hugh Morris an seinem Brandkrusten-Pilz. Inzwischen kann er ihn sogar einzelne Buchstaben ins Holz zeichnen lassen. Wie dies im Detail funktioniert, ist allerdings geheim.

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