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Digitale Schau: Die Kriegsbilder von Stefano Lecchi
Aus Kultur-Aktualität vom 11.02.2020.
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Kriegsbilder von 1849 Das zerstörte Rom von gestern erinnert an heute

Stefano Lecchi gilt als der erste Kriegsfotograf. Seine Bilder zeigen das zerstörte Rom von 1849. Nun kann man sein gesamtes Schaffen entdecken – und muss dafür nicht einmal das Haus verlassen.

Zerstörte Barockpaläste und Lustschlösser, Ruinen in zerbombten Parks und Kampfgräben vor antiken Stadtmauern: Einige 100 Bilder zeigen die Zerstörungen in und bei Rom.

Es sind eindrucksvolle Fotografien aus dem Jahr 1849 – Bilder des vermeintlich ersten Kriegsfotografen der Geschichte: Stefano Lecchi.

Italiens Kulturministerium hat eine digitale Fotoausstellung organisiert, bei der dessen gesamtes noch erhaltenes Schaffen präsentiert wird. Auf einer Webseite kann man es nun entdecken.

Stefano Lecchi – ein Pionier

Stefano Lecchi war Maler aber vor allem Fotograf. Seine Fototechnik war die Kalotypie, bei der aus einem Negativ verschiedene Abzüge gemacht werden können.

Alte Fotografie eines zerstörten Bogens.
Legende: Fast wie eine Zeichnung: für 1849 war Lecchis Fototechnik hochmodern. Diese Bild zeigt das Casion dei Quattro Venti. Movio Beniculturali

Der 1803 geborene Italiener kam mit seiner Familie nach Rom. Dort malte und fotografierte er zunächst Veduten und verkaufte sie an die schon damals zahlreichen Rompilger und -besucher.

1848 kam es auch in Rom zu revolutionären Umbrüchen, im Februar 1849 richteten die Revolutionäre eine laizistische Repubblica Romana ein. Doch schon nach fünf Monaten wurden die Revolutionäre von französischen und spanischen Truppen besiegt.

Direkt im Anschluss an die Kämpfe beschloss Lecchi, die Folgen dieses Krieges abzulichten. Seine Bilder geben einen eindrucksvollen Einblick über das Ausmass der damaligen Zerstörungen.

Verschwundenes Rom

Einige der Fotografien Lecchis schrieben Fotogeschichte. Wie etwa das Bild, das einen einsam in der Bildmitte stehenden Soldaten zeigt, umgeben von zerbombten Resten eines ehemaligen barocken Parks und den Ruinen des Casino dei Quattro Venti aus dem 18. Jahrhundert.

Alte Fotografie: Ein Soldat zwischen Ruinen.
Legende: Ikonische Fotografie: ein Soldat zwischen römischen Ruinen. Movio Beniculturali

Wichtig sind vor allem auch jene Bilder Lecchis, die das so genannte «Roma sparita» dokumentieren – jenes verschwundene Rom, das Besucher heute nicht mehr vorfinden, weil es zerstört wurde.

«Roma sparita» – das verschwundene Rom

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So nennt sich ein Genre von Darstellungen, die jene Orte der ewigen Stadt zeigen, die im 19. und 20. Jahrhundert verschwunden sind. Lecchis Fotografien kommt bei diesem Genre besondere Bedeutung bei.

Geschichten hinter den Bildern

Die digitale Ausstellung liefert interessante historische Hintergründe. Ein Team aus Kuratoren römischer Archive und des Getty Museum in Los Angeles erforschte sämtliche Fotografien. Zum ersten Mal überhaupt wurde geklärt, was auf welchen Bildern dargestellt wird.

Durch diese Recherche wurde etwa bekannt, dass Lecchi auch historische Gebäude an den Stadträndern ablichtete, die von den Republikanern zerstört worden waren. Damit wollten sie den Angreifern die Möglichkeit zur Einrichtung vor Vorposten vor den Stadtmauern vereiteln.

Altes Foto einer zerstörten Villa, Rom 1849.
Legende: Erschütterte Eleganz: Eine zerstörte Villa, Rom 1849. Movio / Beneculturali

Erschreckend modern

Anders als in der Kriegsmalerei seiner Zeit drücken Lecchis Fotografien nichts Heroisches aus. Seine Bilder zerstörter Brücken und Gebäude wirken ungemein erschreckend. Auch weil sie auf erstaunliche Weise an Fotografien aus heutigen Kriegsgebieten erinnern.

Wie etwa an die zerschossenen und zerbombten Städte in Syrien, zum Beispiel Aleppo. In diesem Sinn ist das fotografische Werk von Stefano Lecchi ungemein modern.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 11.2.2019, 7:20 Uhr

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