Zerstörte Barockpaläste und Lustschlösser, Ruinen in zerbombten Parks und Kampfgräben vor antiken Stadtmauern: Einige 100 Bilder zeigen die Zerstörungen in und bei Rom.
Es sind eindrucksvolle Fotografien aus dem Jahr 1849 – Bilder des vermeintlich ersten Kriegsfotografen der Geschichte: Stefano Lecchi.
Italiens Kulturministerium hat eine digitale Fotoausstellung organisiert, bei der dessen gesamtes noch erhaltenes Schaffen präsentiert wird. Auf einer Webseite kann man es nun entdecken.
Stefano Lecchi – ein Pionier
Stefano Lecchi war Maler aber vor allem Fotograf. Seine Fototechnik war die Kalotypie, bei der aus einem Negativ verschiedene Abzüge gemacht werden können.
Der 1803 geborene Italiener kam mit seiner Familie nach Rom. Dort malte und fotografierte er zunächst Veduten und verkaufte sie an die schon damals zahlreichen Rompilger und -besucher.
1848 kam es auch in Rom zu revolutionären Umbrüchen, im Februar 1849 richteten die Revolutionäre eine laizistische Repubblica Romana ein. Doch schon nach fünf Monaten wurden die Revolutionäre von französischen und spanischen Truppen besiegt.
Direkt im Anschluss an die Kämpfe beschloss Lecchi, die Folgen dieses Krieges abzulichten. Seine Bilder geben einen eindrucksvollen Einblick über das Ausmass der damaligen Zerstörungen.
Verschwundenes Rom
Einige der Fotografien Lecchis schrieben Fotogeschichte. Wie etwa das Bild, das einen einsam in der Bildmitte stehenden Soldaten zeigt, umgeben von zerbombten Resten eines ehemaligen barocken Parks und den Ruinen des Casino dei Quattro Venti aus dem 18. Jahrhundert.
Wichtig sind vor allem auch jene Bilder Lecchis, die das so genannte «Roma sparita» dokumentieren – jenes verschwundene Rom, das Besucher heute nicht mehr vorfinden, weil es zerstört wurde.
Geschichten hinter den Bildern
Die digitale Ausstellung liefert interessante historische Hintergründe. Ein Team aus Kuratoren römischer Archive und des Getty Museum in Los Angeles erforschte sämtliche Fotografien. Zum ersten Mal überhaupt wurde geklärt, was auf welchen Bildern dargestellt wird.
Durch diese Recherche wurde etwa bekannt, dass Lecchi auch historische Gebäude an den Stadträndern ablichtete, die von den Republikanern zerstört worden waren. Damit wollten sie den Angreifern die Möglichkeit zur Einrichtung vor Vorposten vor den Stadtmauern vereiteln.
Erschreckend modern
Anders als in der Kriegsmalerei seiner Zeit drücken Lecchis Fotografien nichts Heroisches aus. Seine Bilder zerstörter Brücken und Gebäude wirken ungemein erschreckend. Auch weil sie auf erstaunliche Weise an Fotografien aus heutigen Kriegsgebieten erinnern.
Wie etwa an die zerschossenen und zerbombten Städte in Syrien, zum Beispiel Aleppo. In diesem Sinn ist das fotografische Werk von Stefano Lecchi ungemein modern.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 11.2.2019, 7:20 Uhr