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Künstler Coghuf Seine Werke schmücken die Schweiz – und kaum jemand kennt ihn

Wandmosaike, Kirchenfenster, Gemälde: Der Basler Künstler Coghuf war bis zu seinem Tod äusserst erfolgreich. Dann ging der Wahljurassier vergessen. Eine Wiederentdeckung.

Gesehen haben dürften seine bunten Werke schon die meisten. Coghufs Wandmalereien und Kirchenfenster schmücken in mehreren Deutschschweizer Städten den öffentlichen Raum, etwa in Olten oder St. Gallen.

Besonders viele gibt es in Basel zu sehen, etwa an Schulhäusern und an der Universität. Dennoch kennt den Künstler kaum noch jemand. Nach seinem Tod 1976 geriet er in Vergessenheit.

Viele seiner Werke schlummern in den Depots von Museen und in Privatsammlungen. Einen Katalog seiner Werke gibt es nicht. Dabei war Coghuf, der eigentlich Ernst Stocker hiess und 1905 in Basel geboren wurde, zu Lebzeiten ein gefragter Künstler.

Buntes Wandmosaik
Legende: Schmückt den Eingang der Universität Basel: Coghufs Mosaik «Kennen und Erkennen» (1955-60). Wikimedia Commons/EinDao

Wahljurassier aus Überzeugung

Vor allem im Jura hat der Künstler die Fenster unzähliger Kirchen gestaltet. Dass Coghuf vor allem in dieser Region wirkte, ist kein Zufall: Die Freiberge waren seine zweite Heimat. Der Basler Künstler lebte dort im 500-Seelendorf Muriaux mit seiner Frau und zehn Kindern in einem grossen Bauernhaus.

Die Frage, weshalb der Künstler in Vergessenheit geraten war, kann sich selbst der Kunsthistoriker Yves Guignard nicht erklären. Denn Coghuf habe bis zu seinem Tod als äusserst erfolgreicher Schweizer Maler gegolten, erklärt er.

Guignard bekam die Gelegenheit, das Archiv des Künstlers zu durchforsten, das sich in dessen Atelier in Muriaux befindet. Guignard blätterte durch Coghufs Korrespondenz und die vielen Ausstellungskataloge. Dabei stiess er auf Werke, die selbst er noch nicht kannte.

Foto von vollgestelltem Raum, links alte Leiter, hinten Mitte Pult mit Stuhl, vorne Rückseite von Leinwand.
Legende: Coghufs Atelier in Muriaux. In seiner Spätphase wandte er sich der Gestaltung von Glasfenstern zu. Aude Robert-Tissot

Unbekannte Bilder entdeckt                

«Wir hatten die Chance, mit diesem Archiv die privaten Sammler zu kontaktieren», erklärt der Kunsthistoriker. «Ab und zu hatten sie Bilder, die ich gar nicht kannte, weil nur sehr wenige Werke zugänglich waren.»

Viele dieser unbekannten Bilder sind in einer Monografie zu sehen, die Guignard kürzlich veröffentlichte. Sie zeugen von einem vielfältigen Künstler, der stets mit der Zeit ging.

So verbrachte Coghuf in den späten 1920er-Jahren mit seinem grossen Bruder Hans Stocker, auch er ein Kunstmaler, einige Zeit in Paris. Dort liess er sich von Künstlern wie Van Gogh und Modgliani inspirieren und etablierte sich früh als Expressionist.

Bild abstrakt mit rot, blau, Brauntönen. Menschen zu erkennen, stehend, zwischen Bäumen
Legende: Coghufs Bild «Le Chant de l’Occident» (1946–1953) ist heute noch an der Fassade des Basler Gymnasiums am Münsterplatz zu sehen. Creative Commons / EinDao

Anerkannter Expressionist

«Er war in den 1930er-Jahren schon modern und als Expressionist anerkannt», erklärt Guignard. In dieser Zeit malte Coghuf Akte, porträtierte Menschen in ihrem Alltag und malte grossformatige Landschaftsbilder.

In den 1950er-Jahren wandte sich der Künstler der abstrakten Malerei zu. Dabei seien seine Bilder alles andere als dekorativ gewesen, erklärt der Kunsthistoriker. «Das war eine spannende und reiche Abstraktion mit viel Stärke.»

Mit seinem Buch verbindet der Kunsthistoriker die Hoffnung, dass nicht nur diese Werke Coghufs bald wieder ausgestellt werden. Denn eines wurde ihm während der Arbeit an seinem Buch klar: In fast jedem Schweizer Museum lagern Werke des vergessenen Künstlers.

Buchhinweis

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Yves Guignard: «Coghuf (1905-1976)», Vexer Verlag, 2021.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 13.12.2021, 08:15 ; 

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