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Rebecca Horn im Tinquely Museum: «Körperphantasien»
Aus Kultur-Aktualität vom 05.06.2019. Bild: Rebecca Horn/ProLitteris, Zürich
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Künstlerin Rebecca Horn Wenn sich Mensch und Maschine kreuzen

Die Ausstellung «Körperphantasien» im Museum Tinguely in Basel zeigt gefangene Körper, die von der Kunst befreit werden.

Das Tinguely-Museum ist ein ausgezeichneter Ort, um Rebecca Horns Werke zu zeigen. Denn die deutsche Künstlerin und Jean Tinguely teilen sich eine gemeinsame Vorliebe – sie machen ihre Kunst mit Maschinen.

«Der Fokus der Ausstellung liegt in der Bewegung», sagt Kuratorin Sandra Beate Reimann. «Rebecca Horn choreografiert die Bewegung von Menschen und Maschinen.»

Die Menschlichkeit der Maschine, das Ruckeln und Rattern: Das ist auch bei Tinguely anzutreffen. Die Ausstellung «Körperphantasien» im Tinguely Museum blickt auf Rebecca Horns mittlerweile 50-jähriges Schaffen. Das macht sie, indem sie alte Werke neuen gegenüberstellt.

Fächer, die zu Flügel werden: eine Frau breitet ihre Arme aus.
Legende: Fächer, die zu Flügel werden: Rebecca Horns «Weisser Körperfächer» 1972 (Filmstill). 2019: Rebecca Horn/ProLitteris, Zürich

Zu sehen sind etwa Requisiten, Fotos und ein Video von Horns legendärer Performance aus den 70er-Jahren, in der die Künstlerin zwei fächerförmige Stoffe an ihre Körperseiten montiert.

Bewegung: jetzt und damals

In dem weissen Körperfächer sieht man wie die Künstlerin auf einer Düne steht und mit dem Wind kämpfend ihre Flügel ausbreitet. Sie faltet sie zu einem Kreis aus und wieder zusammen.

Zusammengeklappte Flügel: eine Kunstinstallation von Rebecca Horn.
Legende: Rebecca Horns «Weisser Körperfächer» zeigt die Verletzlichkeit und Stärke der Künstlerin. 2019: Rebecca Horn/ProLitteris, Zürich

Diese Bewegungen kehren in einer späteren Installation von 2010 wieder zurück – nur lässt diesmal die Künstlerin ihren Körper aus und lässt nur zarte Eulenfedern sich fächerförmig öffnen und schliessen.

Weiches und Hartes, Verletzlichkeit und Stärke: Diese Gegensätze finden sich immer wieder in Horns Werken. Die Künstlerin verarbeitet darin ihre eigenen Erfahrungen.

Körper und Kreislauf

Etwa die Zeit, als sie 1967 ein Jahr lang wegen Tuberkulose und einer Lungenvergiftung in einem Sanatorium isoliert war. Ihr eigener Körper spielt dabei – zumindest in ihren frühen Werken – eine zentrale Rolle.

Ein Gewand wie ein Blutkreislauf: Rebecca Horns «Überströmer».
Legende: Ein Gewand wie ein Blutkreislauf: Rebecca Horns «Überströmer». 2019: Rebecca Horn/ProLitteris, Zürich

Auch die Resonanz zwischen den Installationen «Überströmer» (1970) und «Rio de la Luna» sei wunderbar, sagt Kuratorin Reimann. Ersteres ist ein Adlergewand aus roten Schläuchen.

«Das Werk sieht aus wie ein Blutkreislauf», sagt Reiman. «Das andere Werk ist sehr mechanisch und düster. Es pulsiert in sieben Kammern. Diese Bleirohre verteilen sich im Raum wie ein Nervensystem oder ein Aderngeflecht.»

Ein raum, der aussieht wie eine Garage, es sind dunkle Kabel darin verteilt.
Legende: Rebecca Horns Installation «El Rio de la Luna» (1992), als sie in der Fundació Espai Poblenou in Barceolona ausgestellt war. Rebecca Horn/ProLitteris, Zürich

Horns Werk sei noch immer aktuell, sagt Reimann. «Wir alle bauen zu Dingen, die uns umgeben, eine emotionale Bindung auf.» Ein zeitloses Phänomen.

Keine Überraschungen

Die Bewegung der Maschine sei auch die Bewegung der Gefühle, sagt Reimann. «Die Erfahrung von Freude, Leid, Schmerz und Liebe betrifft uns alle. Immer.» Insofern berührt Rebecca Horns Kunst auch heute noch.

Ausstellungshinweis

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Rebecca Horn. Körperphantasien. 5. Juni – 22. September 2019. Museum Tinguely, Basel.

Eingefleischte Horn-Fans überrascht die Ausstellung wohl nicht. «Körperphantasien» zementiert eher Horns Stand im Olymp der Kunst aus dem 20. Jahrhundert. Aber das muss keineswegs schlecht sein.

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