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Kulturförderung «Coincidencia» Ein Bär für Bogotá: Die Schweiz entdeckt Südamerika

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia stärkt die kulturelle Zusammenarbeit mit Südamerika und startet ein neues Programm. Warum erst jetzt?

Das neue Förderprogramm «Coincidencia» für Schweizer Künstlerinnen und Künstler in Südamerika. Die Kosten belaufen sich auf rund 700'000 Franken pro Jahr.

Mit vier Veranstaltungen in Santiago de Chile (Chile), São Paulo (Brasilien), Buenos Aires (Argentinien) und Bogotá (Kolumbien) hat Pro Helvetia ihren neuen Kulturaustausch Schweiz-Südamerika eröffnet.

Damit möchte die Stiftung die zeitgenössische Kulturszenen südamerikanischer Länder für Schweizer Künstlerinnen und Künstler besser erschliessen.

Auftakt in Kolumbien

Die Auftaktveranstaltung fand im Theater «Mapa» im Zentrum von Kolumbiens Hauptstadt Bogotá statt. Der Basler Künstler Johannes Willi schlich als brauner Bär verkleidet durch das Publikum. Mit dieser Verkleidung geht er kreuz und quer durchs ganze Land, mischt sich unter die Leute und recherchiert, wie sie leben, was sie denken.

Für Johannes Willi ist der Bär ein naives Wesen, das mehr über andere Lebensräume erfahren will. Darum das Kostüm. Mit Unterstützung der Kulturstiftung Pro Helvetia lebt und arbeitet Johannes Willi zehn Monate in Kolumbien. «So ein Klimawechsel tut gut. Ich will eine andere Perspektive auf mein Leben und mein Sein bekommen», sagt Willi.

Netzwerke ausbauen und vertiefen

«Coincidencia» – das spanische Wort für Zusammentreffen – heisst dieses Förderprogramm für Schweizer Künstlerinnen und Künstler in Südamerika. Die Kosten belaufen sich auf rund 700'000 Franken pro Jahr.

Sabina Schwarzenbach, Interims-Direktorin von Pro Helvetia sagt dazu: «Das ist jetzt noch der letzte Fleck auf der Weltkarte, wo wir gerne unser Netzwerk ausbauen, vertiefen und stärken möchten.»

Schweizer Kulturschaffende wollen nach Südamerika

Eine zentrale Aufgabe von Pro Helvetia ist die Verbreitung von Schweizer Kultur im Ausland. Die Stiftung betreibt seit über 30 Jahren Kulturagenturen in Ägypten, Südafrika, Indien, China oder seit einem Jahr in Russland. Wieso startet das Austauschprogramm in Südamerika erst jetzt?

«Wir haben bemerkt, dass Schweizer Kulturschaffende an Südamerika interessiert sind und wir reagieren nun auf dieses Bedürfnis der Schweizer Kulturszene», erklärt Sabina Schwarzenbach.

Bei einem erfolgreichen Projektverlauf plant Pro Helvetia, ein sogenanntes Verbindungsbüro in Südamerika zu eröffnen. Dieses Verbindungsbüro würde dann vor Ort Kulturanlässe mit Schweizer Künstlern in ganz Südamerika koordinieren.

Der richtige Zeitpunkt

Ramiro Osorio ist ehemaliger kolumbianischer Kulturminister und Direktor des Teatro Mayor in Bogotá – der grössten und wichtigsten Kulturinstitution in Kolumbien. Für ihn kommt das Förderprogramm von Pro Helvetia zum richtigen Zeitpunkt.

«Südamerika gerät immer stärker in den Fokus des Kulturmarkts. Denn: Südamerika befindet sich in einem neuen Zeitalter. Viele Länder beginnen ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Besonders in Konflikt- und Postkonfliktregionen schafft Kunst Freiräume für Austausch und Verarbeitung», so Osorio.

Pro Helvetia verschafft der Schweizer Kultur in Südamerika mehr Präsenz. Im Fall der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá scheint die Idee von Pro Helvetia schon lange aufzugehen. Das Mapa Theater, der Ort der Lancierung des Programms, wird seit über 30 Jahren von den Toggenburger Geschwistern Abderhalden geführt.

Sendung: Kultur Kompakt, Radio SRF 2 Kultur, 24. Oktober 2017, 17.04 Uhr

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