Auf ihren Bildern finden sich Totenköpfe, Gerippe und grinsende Schädel – kein Wunder wurde Eva Aeppli als «Malerin des Todes» bezeichnet. Dabei war sie viel mehr als das: eine Frau, die als Aussenseiterin ein absolut eigenständiges Werk schuf, ja gänzlich unabhängig von Zeitströmungen und Kunstbetrieb agierte.
«Ich war völlig aussen vor»
In den 50er- und 60er-Jahren in Paris etwa malte und zeichnete sie figürlich – im Gegensatz anderen Künstlern. «Die dachten alle, das sei nichts. Ich war völlig aussen vor. Aber das war mir zum Glück egal. Ich dachte nie, dass meine Sachen nicht gut sind. Ich dachte einfach, ich mache, was ich kann», sagte Eva Aeppli in einem Interview mit Radio SRF vor knapp zehn Jahren.
Damals richtete ihr das Tinguely Museum in Basel eine grosse Retrospektive aus. Zu sehen waren ihre lebensgrossen Stoffpuppen mit den langen Fingern und den hängenden Köpfen, arrangiert in Gruppen oder alleine. Eva Aeppli freute sich über die Ausstellung und gab lakonisch Auskunft zu ihrem Werk. Ihre Arbeit gehöre der Vergangenheit an, sagte sie, die sich zu dem Zeitpunkt bereits selbst pensioniert hatte: «Es gibt einen Moment, da ist es zu Ende. Dann muss man sagen: Jetzt ist Schluss – und lebt dann fröhlich weiter. Ich könnte alle zehn Tage einen Kopf anfertigen – aber ich habe nichts mehr zu sagen.»
Collagen erzählen von ihrem Leben
Ihre Worte waren klar, ihr Leben und Schaffen hingegen chaotisch. Eva Aeppli wurde 1925 geboren und wuchs in Basel auf. Dort begegnete sie Jean Tinguely, mit dem sie zehn Jahre verheiratet war. In den 50er- und 60er-Jahren lebte sie in Paris, bewegte sich in der Künstlergruppe der «Nouveaux Réalistes» um Pierre Restany, Yves Klein und Niki de Saint Phalle. Ihre figürlichen Bilder mit den Skeletten und den Totenschädeln spielen auf die Massenvernichtung von Menschen im 20. Jahrhundert an und versuchen gleichzeitig den Tod zu bannen.
Ab Mitte der 60er-Jahre entstanden die grossen Stoffpuppen mit den leeren Gesichtern. Nach einer tiefen Lebens- und Schaffenskrise, in der Eva Aeppli den grössten Teil ihres zeichnerischen Oeuvres zerstörte, erfuhr ihre Arbeit eine grundlegende Wendung, bedingt durch intensive Astrologie-Studien. Fortan verzichtete sie auf ganze Figuren. Stattdessen konzentrierte sie sich auf Köpfe aus Textilien und Metall mit expressiver Mimik und archetypischen Gesichtszügen.
Erst spät bekannt wurden ihre Lebensbücher: tagebuchartig geführte Collagenbände, die Bustickets, Briefe und Bilder zu einer unkommentierten Autobiographie versammeln.