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Kunst Ariel Schlesinger zaubert Leben in Dinge

Der israelische Künstler Ariel Schlesinger lässt Papiere tanzen und kleine Flammen züngeln. Er nimmt Objekten das Funktionale und gibt ihnen eine Geschichte. Seine Ausstellung im Kunsthaus Baselland berührt auf seltsame Weise.

«Die Art Basel ist ein Schlachthof, lass uns lieber über meine Ausstellung hier reden.» Ariel Schlesinger lächelt. Der sympathische Israeli mit dem Wuschelkopf stellte zwar auch an der Art aus, viel nennenswerter ist jedoch seine Werkschau im Kunsthaus Baselland: Eine umfassende Einzelausstellung, die sich leicht und verspielt durch die Ausstellungsräume zieht.

Den Zauber an den Besucher weitergeben

Genau dieses Leichte und Verspielte ist es, was die Kuratorin Ines Goldbach an dem knapp 30-jährigen Künstler reizte: «Ariel Schlesinger versteht es hervorragend, dem Alltäglichen durch kleine präzise Eingriffe etwas Zauberhaftes zu verleihen.» Diesen Zauber will Goldbach auch an die Besucher weitergebenEin Vorhaben, das besonders bei den ruhigen Arbeiten Schlesingers bestens gelingt: In «Untitled (Neon)» stehen sich zwei sanft gebogene parallele Neonröhren gegenüber und berühren sich fast in der Mitte. In «L'angoisse de la page blanche» schmiegen sich zwei Stück Papier von einem Magnet angetrieben in immer wieder neuen Bewegungen aneinander – kleine Eingriffe, welche die statischen Objekte zum Leben erwecken und Geschichten erzählen, für die es kaum passende Wörter gibt.

Der «ultimative Kultur-Container»

Publikation und Ausstellung

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Eine kürzlich erschienene Publikation zur Ausstellung geht den Geheimnissen von Schlesingers Werken auf die Spur: Zusammen mit Ariel Schlesinger hat Ines Goldbach einen Katalog mit Interviews, Essays, Bilderstrecken und Anekdoten herausgebracht – ein hervorragender Begleiter zur Ausstellung.

Ausstellung im Kunsthaus Baselland bis 6. Juli.

«Mich interessiert die Frage, wie ich mit kleinen Manipulationen Objekte verändern kann – nicht nur materiell, sondern auch kontextuell.» Ariel Schlesinger zeigt auf eine kleine ballförmige Figur auf dem Boden des Ausstellungsraums: «Hier haben wir den ultimativen Kultur-Container: Einen menschlichen Schädel, ein Objekt, das schon nur als Symbol hochgradig kulturell verankert ist.» Schlesinger wollte das Objekt und seine Bedeutung umdrehen – wortwörtlich. Er zertrümmerte den Schädel und setzte ihn verkehrt herum wieder zusammen.

«Das war einer der intensivsten Arbeitsprozesse, die ich je erlebt habe. Schliesslich war dieses Objekt früher mal ein Mensch.» Das schlechte Gewissen darüber, das er diesem früheren Menschen den Schädel zerstört habe, plage ihn jedoch nicht. Er schmunzelt. «Ich hab mich bei ihm entschuldigt für das, was ich getan habe und ich glaube, jetzt ist er auch gut aufgehoben, nicht zu ausgestellt, aber auch nicht so, dass man ihn übersieht.»

Objekte werden vermenschlicht – sie bekommen eine Geschichte

Schlesinger behandelt Objekte mit einer ausserordentlichen Zärtlichkeit, die sich in seinen Werken widerspiegelt: Die Objekte sind nach einer Behandlung beim israelischen Künstler seltsam vermenschlicht, sie verlieren ihren funktionellen Status und werden zu etwas Nachvollziehbaren, sie bekommen eine Geschichte.

Einige von diesen Geschichten, die Schlesinger erzählt, berühren auf ganz andere Art: «A Car Full of Gas» ist das beste Beispiel: ein schwarzer Mini Cooper, der auf den ersten Blick ganz harmlos mitten im Ausstellungsraum des Untergeschosses steht.

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Bei näherer Betrachtung schrickt man jedoch zurück: Auf den Vordersitzen des Autos liegen zwei Gasflaschen und am Fensterglas brennt fast unmerklich eine kleine Flamme. Wie die Konstruktion funktioniert, will Ariel Schlesinger nicht verraten: «Genau darum geht es doch: um das Geheimnis.» Er lächelt wieder und läuft davon – das Geheimnis seiner Werke soll jeder Besucher für sich selbst lösen.

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