Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Kunst auf dem Teller Ode an eine vergammelte Tomate

Nicht nur die aktuellen Abstimmungen zeugen davon: Wie wir uns ernähren, spielt für viele eine Rolle. Auch Kunstschaffende setzen sich mit dem Thema auseinander.

Rirkrit Tiravanija: Zusammen essen heisst zusammen leben

Als er 1990 zum ersten Mal «Pad Thai» in einer New Yorker Galerie servierte, wurde Rirkrit Tiravanija mit dem Caterer verwechselt. Mittlerweile ist der Künstler berühmt für seine Kochperformances, die das Ziel haben, sich durch das Essen mit anderen zu verbinden.

Tiravanija hat seine Vision einen Schritt weitergeführt: In Thailand gründete er «The Land Foundation»: Ein landwirtschaftliches Experiment, das auf der Idee eines «Open Spaces» basiert. Leute sind eingeladen, näher an der Natur zu leben, andere Wohnmodelle auszuprobieren und mit weniger zu leben.

Sandra Knecht: Heimat kann auch bitter schmecken

Auch die Schweizer Künstlerin Sandra Knecht bittet zu Tisch. Anders als Tiravanija geht es ihr aber vor allem um das, was sie auftischt. Jedes Gericht hat eine Geschichte – und die muss nicht unbedingt schön sein.

Das servierte Fleisch kann zum Beispiel ein Unfallopfer von der Strasse sein, der selbstgebraute Schnaps erinnert an eine vertraute Person. Damit möchte sie Heimat und Identität erfahrbar machen.

Letztes Jahr tat sie das an prominenter Stelle: An der Kunstbiennale in Venedig bereitete sie für den Swiss Pavillon unter anderem Fleisch zu – mit Samen aus der Schweiz und Italien sowie mit Soumbala, einer westafrikanischen Bohnenpaste.

Nicht immer werden Knechts Aktionen wohlwollend aufgenommen: Ihre Metzgete-Aktion letztes Jahr in Sissach stiess auf kritische Stimmen.

Marloes Haarmans: Pelzwurst statt Pelztasse

«In unerkennbare Formen verpackt, eingewickelt in Plastik: So wird uns das Fleisch verkauft. Damit vergessen wir dessen Bezug zum Tier», sagt die holländische Fotografin Marloes Haarmans. Für ihr Projekt «Eat» hat sie darum Fleisch neu verpackt: in Fell, Federn oder Tierhaut.

Das Fleisch wird damit schneller mit dem eigentlichen Tier in Verbindung gebracht. Die Fotos sollen unseren Blick auf Fleisch verändern – und im Idealfall, so hofft es die Künstlerin, auch unsere Augen in Hinsicht auf die Lebensmittelindustrie öffnen.

Bad Taste: Dinner-Dystopia

Angefangen hatte alles mit monochromatischen Mahlzeiten – ein ganzes Abendessen in Gelb, Schwarz oder Rot. Dann aber wurde Jen Monroe – sie kocht unter dem Namen Bad Taste – politischer und futuristischer. Und stellte sich die Frage: Wie werden wir essen, wenn sich die Erde weiter erwärmt? Zum Beispiel in 30 Jahren?

In ihren Menüs serviert sie darum Mikroalgen statt Crevetten und Quallen statt Frozen Yogurt. Die Gäste sind verwirrt und fasziniert zugleich.

Klaus Pichler: Ode an eine vergammelte Tomate

Klaus Pichler ist so etwas der Ulrich Seidl der Fotografie. Der Wiener schaut aufmerksam und lange dorthin, wo es vielen bereits wehtut.

Zum Beispiel in seiner Fotoserie «One Third». Dafür liess er Lebensmittel verrotten und präsentierte sie dann in altmeisterlicher Manier oder mit der Bildsprache eines Food-Fotografen: Der verrottete Salat bekommt plötzlich eine eigene Ästhetik.

Video
Bildschön verrottetes Essen
Aus Kulturplatz vom 09.01.2013.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 15 Sekunden.

Auslöser für das Projekt war eine UNO-Studie. Sie besagt, dass im Schnitt ein Drittel der weltweiten Lebensmittelproduktion verloren geht – vor allem, weil die Lebensmittel in den industrialisierten Ländern weggeworfen werden.

Meistgelesene Artikel