Auf dem Aufschlag des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist ein grossformatiges Gemälde zu sehen von einer Frau im Negligé. Sie sitzt auf einem Stuhl, die rechte Hand auf dem Tisch aufgestützt, auf dem Schoss ein Blumensträusschen, die Brüste entblösst.
Das Bild stammt von ungefähr 1768 und ist bemerkenswert, denn den Pinsel hat eine Frau geführt - die Berlinerin Anna Dorothea Therbusch. Das Besondere: eine Kunstausbildung an einer Kunstakademie war in dieser Zeit nur Männern vorbehalten, erklärt die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Hintergründe dieses Werks.
Malen in einer männerdominierten Welt
Anna Dorothea Therbusch hatte das Glück die Kunst von ihrem Vater zu lernen. Und sie hatte den Mut sich in einer männerdominerten Welt durchzusetzten. Auch im ehelichen Kontext gab sie das Malen nicht auf, malte nachts und vertiefte autodidaktisch ihre Fertigkeiten. Schliesslich verliess sie ihren Mann und ging nach Paris, wo sie sogar Mitglied der Kunstakademie wurde. Damals ein reiner Männerverein. Fortan malte sie in Paris, was die Männer auch malten - männliche Akte inbegriffen.
Monika Grütters schriebt zum Schluss dieses eindrücklichen Porträts: «Anna Dorothea Therbusch hat sich hartnäckig, zäh, unkonventionell und mutig einen enormen Ruf erarbeitet, durch den sie sich ihren Platz in der Kunstgeschichte geschaffen hat. Manchmal reicht es für eine Frau nicht, nur so gut sein zu wollen wie ein Mann. Eine gehörige Portion zusätzlicher Ehrgeiz hat Anna Dorothea Therbusch so weit gebracht, dass sie unvergesslich wurde.»
Die Schatten der Musikförderung im «Tages-Anzeiger»
Für Anna Dorothea Therbusch galt es im 18. Jahrhundet noch mutig ihre Fesseln zu sprengen. In der heutigen Zeit ist das nicht mehr nötig, wie ein anderes Künstlerinnen-Porträt im «Tages-Anzeiger» zeigt. Dafür kann der Erwartungsdruck an eine junge aufstrebende Musikerin ganz schön hoch sein. Das hat die ukrainische Pianistin Alena Cherny erlebt. Sie hat eine strenge musikalische Erziehung an einem Eliteinternat in Kiew hinter sich. Förderung hat auch ihre Schattenseiten.
Mit 18 hat sie versucht, wegen des ganzen Leistungsdrucks, sich das Leben zu nehmen. Trotzdem ist die Musik, das Klavier, die grosse Liebe von Anna Cherney, die seit 17 Jahren in der Schweiz lebt und ab März im Dokumentarfilm «Apassionata» im Kino zu sehen ist. «Ich lebe allein mit drei Flügeln» sagt sie gleich zu Beginn des Porträts im «Tages-Anzeiger».
Und später: «Die Tochter, die Männer, die Freunde gehen, doch der Flügel bleibt. Immer. (…) Musik ist die einzige Welt, in der ich ich selbst sein kann. Wütend, traurig, lieb, nett, alles, was ich will. Mit den Worten kann man lügen, mit den Tönen nicht.»