Ursprünglich wollte er Rockmusiker oder Architekt werden, sagt Wolfgang Volz, «an Fotografie hatte ich überhaupt kein Interesse.» Bis er als 19-Jähriger einen Freund in dessen Dunkelkammer begleiten durfte.
Dort erlebte er einen magischen Moment: In der Wanne des Entwicklerbads erschien auf einem weissen Blatt Papier ein Foto. In diesem Augenblick «änderte sich mein Leben».
Zwischen Landschaft und Industrie
Seit über 45 Jahren arbeitet Wolfgang Volz als Fotograf, die meiste Zeit davon für Christo und Jeanne-Claude. Daneben gehört der 1948 in Deutschland geborene Volz zu den weltweit bekanntesten Wissenschafts-, Industrie- und Landschaftsfotografen.
Engagiert und gestenreich antwortet der 68-Jährige auf jede Frage, stets freundlich, in Hemd, Pullover und eleganter Designerbrille. Die Öffentlichkeit kennt ihn als «das Auge» von Christo und Jeanne-Claude. Auf atemberaubenden Bildern hat Volz exklusiv das Werk der beiden US-Künstler festgehalten.
Ein Sturm öffnete ihm neue Türen
Begonnen hatte die Zusammenarbeit 1972 im US-Bundesstaat Colorado. Dort wollte das Künstlerehepaar eine Landschaftsinstallation realisieren: 18'000 Quadratmeter Stoff für den «Valley Curtain».
Als ein herannahender Sturm zum Abbruch des Projektes führte, hatte Volz als einziger Fotograf Bilder aufgenommen: «Das war mein Entree für die Zusammenarbeit bis heute.»
Kampfhähne und Steckenpferd
Er arbeitete viel für Christo und Jeanne-Claude: «Die beiden waren ein ideales Paar, die grössten Kampfhähne, die nach einem Streit wieder lachten und Lösungen fanden». Jeanne-Claude starb 2009.
Volz arbeitet immer noch überwiegend für Christo. Trotzdem bleibt ihm genug Zeit für sein Steckenpferd: die Wissenschaftsfotografie.
Dabei geht es Volz nicht nur um schöne bunte Bilder, sondern Fotos, die Einblicke bis in die winzigsten Dimensionen des menschlichen Lebens vermitteln (wie in seiner Fotoreportage über monoklonale Antikörper).
«Fotografie entsteht im Kopf des Fotografen»
Seine Ausbildung absolvierte Wolfgang Volz an der renommierten Folkwangschule in Essen. Später leitete er viele Jahre die Jury des Deutschen Preises für Wissenschaftsfotografie. Neben seinen journalistischen Projekten ist Volz für Wirtschaftsunternehmen wie Daimler und Siemens tätig.
Die Technik habe die Arbeit des Fotografen verändert, resümiert Volz: «Früher sind wir mit vier, fünf Kameras um den Hals rumgelaufen, heutzutage ist es dank der digitalen Fotografie nur eine.» Demgegenüber stehen die Veränderungen des Journalismus.
Heute ist es üblich geworden, dass Zeitungen und Zeitschriften ihre Leser auffordern, Fotos mit ihren Smartphones aufzunehmen.
Hat sich damit auch das Selbstverständnis des Fotojournalisten Wolfgang Volz verändert? «Durch die Digitalisierung ist die Aufgabe der Fotografie klarer geworden, weil Fotografie immer im Kopf des Fotografen oder dem spontanen Reagieren entsteht.»
Der Planet des Menschen
Seit den 1970er -Jahren fotografiert Volz mit Vorliebe Kulturlandschaften, vor allem in den USA: Die indianischen Pueblos von Mesa Verde.
In seiner Ausstellung «ManMade Planet» stellt Volz die prähistorischen Bauten den Skyscrapern des 20. Jahrhundert gegenüber.
Ob er seine erste Kamera, eine Minolta, noch besitzt: «Leider nein, aber ich habe mir ernsthaft überlegt, ob ich sie mir auf einem Flohmarkt kaufen sollte.»
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Kompakt, 25. Juli 2016, 8.20 Uhr