Als Peter Ludwig 1996 im Alter von 71 Jahren starb, wurde er in einem Nachruf mit einer übereifrigen Hausfrau verglichen, die im Supermarkt ihren Einkaufswagen überfüllt. Tatsächlich war Peter Ludwig ein exzessiver Kunstkäufer.
Das «mumok»
Seine Sammelwut sei kaum stillbar gewesen, sagt Rainer Fuchs vom Wiener mumok-Museum: «Er hatte eine echte Obsession. Nach seinen eigenen Angaben hat ihn die Leidenschaft gepackt, die Dinge möglichst vollständig und umfassend zu bekommen. Offensichtlich hat Ludwig sich das auch leisten können. Sonst hätte ihm die Obsession alleine nichts genutzt.»
Der Pop-Art-Missionar
Die Sammlung Ludwig in Schweizer Museen
Der erfolgreiche Industrielle sammelte alles. Von antiken Skulpturen über mittelalterliche Handschriften bis zu Werken der klassischen Moderne. Aber seine wahre Leidenschaft war die Pop Art.
Als er zum ersten Mal die Werke von Andy Warhol sah, war er noch skeptisch – bis zur Documenta 4 1968 in Kassel. Dort erkannte er das Potenzial und wandelte sich zum Missionar in Sachen Pop Art. Fast monatlich unternahm er Einkaufsflüge nach New York.
Mit Kunst die Zeit abbilden
Bei seinen Einkaufsexzessen wurde Peter Ludwig immer auch gut beraten. Er wollte nicht spekulieren, sondern mit seiner Kunst die Zeit abbilden. Deswegen überzeugt seine immense Sammlung qualitativ auch heute noch.
Nur einen Bruchteil seiner insgesamt 50‘000 Einkäufe stellte er zuhause aus. Er wollte, dass die Werke so schnell wie möglich einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.
Nichts fürs stille Kämmerlein
Für ihn gehörte die Kunst immer in die Öffentlichkeit, sagt Rainer Fuchs: «Es war wahrscheinlich auch Eitelkeit dabei, als Leihgeber oder Mäzen aufzutreten. Das hat sich für ihn als weitaus effizienter erwiesen, als fürs private Kämmerchen zu sammeln. Diese Charity-Mentalität war ein amerikanisches Verhalten, das er übernommen hat. Das war für Europa in jener Zeit ungewöhnlich.»
Als mächtiger Kunstmäzen wurde Peter Ludwig auch kritisiert. Nach der Wende zum Beispiel, als er hemmungslos ganze Pakete fragwürdiger DDR- und Sowjetkunst einkaufte. Oder als Unternehmer. Er soll Steuern hinterzogen und mit seinen Fabrikangestellten unzimperlich umgegangen sein.
Seinem Ruf als Sammler scheint dies aber nicht geschadet zu haben. Seine 19 Museen locken jährlich Hunderttausende Besucherinnen und Besucher an.