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Kunst Die eigensinnig-bizarre Modewelt Jean Paul Gaultiers im Museum

Er hat die Modewelt revolutioniert wie kein anderer. Sein blau-weiss gestreifter Matrosen-Look ging genauso in die Geschichte ein wie der Rock für Männer oder der Kegel-BH. Die Kunsthal in Rotterdam widmet dem Pariser Modezar Jean Paul Gaultier eine grosse Ausstellung.

Wäre seine Grossmutter nicht gewesen, könnte es sein, dass Jean Paul Gaultier heute als Zuckerbäcker durchs Leben ginge. Denn ursprünglich wollte er diesen Beruf erlernen. Doch dann entdeckte er als 8jähriger Junge in der Kommode seiner Oma ein fleischfarbenes Ding mit Bändchen, das ihn masslos fesselte. Die Faszination fürs Korsett hat ihn seit damals nie mehr verlassen. Im Gegenteil: 30 Jahre später schrieb er Modegeschichte, als er für Madonna ein goldfarbenes Korsett nähte, das sie während ihrer «Blond Ambition»-Tour trug.

Link zur Ausstellung

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Die Ausstellung «The Fashion World of Jean Paul Gaultier – From the Sidewalk to the Catwalk»  – ist noch bis zum 12. Mai 2013 in der Kunsthal in Rotterdam zu sehen.

Diese und andere abenteuerliche Korsagen, auch aus Leder, präsentierte der Mode-Macher Ende der 1980er Jahre in seinen Shows. Und machte damit Unterwäsche, die als «Oberwäsche» getragen wird, salonfähig.

Erster Kegel-BH für Teddy-Bären

Die Rotterdamer Kunsthal hat dem französischen Modeschöpfer eine grosse Ausstellung gewidmet. Zu sehen sind aktuell 140 Kreationen, darunter auch das Original-Korsett von Madonna – samt ihren Schweissflecken. Es hängt im Boudoir, einem der sechs thematisch eingerichteten Räume, wo Gaultiers Anziehungskraft auf Miederwaren unschwer zu erkennen ist.

In einer Vitrine im gleichen Ausstellungsraum sitzt auch sein erster Teddy-Bär, den der kleine Jean Paul «Nana» nannte, und für den er den allerersten Kegel-Büstenhalter anfertigte. Ein Modell, mit dem er später ebenfalls Furore machte.

Interaktive Schaufensterpuppen

Mode ist für den bald 61jährigen Gaultier etwas Lebendiges. Immer hat er in seinen Shows auch den Einfluss der Strasse berücksichtigt und damit regelmässig für Aufruhr gesorgt. Wie damals in den 1970er Jahren, als er die rohe Kultur der Londoner Punks auf die Pariser Laufstege brachte. Im mit «Punk Cancan» betitelten Raum sind vor Graffiti-Wänden mehrere solche Objekte zu sehen. Auf Wunsch des Maestros, der keine «tote» Ausstellung wünschte, sind die 130 Schaufensterpuppen, die einen Querschnitt seiner Kreationen aus den letzten 35 Jahren tragen, interaktiv: Dank Videoprojektionen können sie Augen und Lippen bewegen, und man hört sie sprechen.

Rotterdam im Matrosen-Look

Um das Grossereignis in der Kunsthal entsprechend zu würdigen, wurde die Hafenstadt à la Gaultier verziert: Der Euromast, das Wahrzeichen von Rotterdam, wurde mit blau-weissen Streifen verziert, ebenfalls viele Bäume in der Innenstadt und ein Warenhaus.

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