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McCurry blickt in die Kamera, im Hintergrund ist ein Ausschnitt des Fotos des Mädchens zu sehen.
Legende: Steve McCurry vor dm Foto, das ihn berühmt gemacht hat: Das Porträt des afghanischen Mädchens Sharbat Gula. Keystone

Kunst Ein Blick durch die Kamera, der dem Schrecken Schönheit verleiht

Steve McCurry fängt mit der Kamera magische Momente ein: Er fotografiert Menschen, um ihre Geschichte zu erzählen. Kritiker werfen ihm vor, das Grauen zu romantisieren. Das Museum für Gestaltung in Zürich zeigt eine Auswahl seiner Arbeiten.

Steve McCurry

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Der US-Amerikaner Steve McCurry erlangte mit einer Reportage über die Sowjetische Intervention in Afghanistan Berühmtheit. Auch später fotografierte er mehrere bewaffnete Konflikte. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Robert Capa Gold Medal.

Sein Blick ist trotzig und nachdenklich zugleich. Um seinen Oberkörper sind kupferfarbene Maschinengewehr-Patronen geschlungen und seine kleine Hand stützt sich entschlossen auf einen Sandsack. Diesen Kinder-Soldaten hat Steve McCurry 1993 in Kabul fotografiert.

Obwohl die abgebildete Szene schrecklich ist, strahlt das Bild so etwas wie Schönheit aus. Die satten Farben und die ästhetische Bildkomposition lassen den Betrachter beinahe vergessen, dass dieses Kind in den Krieg zieht.

Schreckliches in ästhetischer Komposition

Diese Mischung aus inhaltlicher Schwere und gestalterischer Leichtigkeit prägt Steve McCurrys Bildwelt – und wird ihm immer wieder vorgeworfen: Die Schönheit seiner Bilder drohe den Inhalt zu überlagern, sagen Kritiker. Steve McCurry weiss um diesen Vorwurf. Er sagt: «Ich versuche nie zu romantisieren. Mein Ziel ist es nicht, etwas schöner zu machen. Mein Ziel ist es, eine Geschichte zu erzählen – so genau und objektiv, wie möglich.»

Auch bei seinem weltberühmten Bild des afghanischen Flüchtlingsmädchens mit den grünen Augen sei das so gewesen, sagt McCurry: «Es war ein sehr echter, authentischer, ehrlicher Moment.» Er habe das abgebildet, was sie ihm, dem Fotografen, in ihrem Blick offenbart habe, erzählt der 65-Jährige. Das Mädchen sass nur zwei Minuten vor seiner Kamera.

Die Anziehungskraft der Porträtierten

Was braucht es, um solch einen magischen Augenblick einzufangen? Steve McCurry sagt, es sei eine Mischung aus gutem Timing, Erfahrung, Beobachtungsgabe und Anziehung.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Steve McCurry – Fotografien aus dem Orient» ist bis zum 18. Oktober im Schaudepot des Museum für Gestaltung Zürich zu sehen.

Er porträtiere Menschen, wenn er sich von jemandem angezogen fühle – von seiner Geschichte und Ausstrahlung: «Wir wollen inspiriert werden vom Leben und von Menschen. Bei Porträts geht es darum, jemanden auf der Strasse zu treffen, von dem man fasziniert ist, der einen anzieht. Das ist die Motivation.»

Diese Verbindung zwischen Fotograf und Porträtierten wird in Steve McCurrys Bildern spürbar. Diese Magie fasziniert – auch wenn in manchen Bildern etwas Kitsch mitschwingt.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 8.7.2015, 17.45 Uhr.

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