Was muss im Kunstmarkt transparenter werden?
Monika Roth: Transparent müsste sein, wer kauft, wer verkauft und wie ein Preis überhaupt zustande kommt. Diese Prozesse sind völlig unklar. Was die Öffentlichkeit wahrnimmt sind Spitzenpreise oder Privatverkäufe – wie den Verkauf des Paul Gauguin Bildes für 300 Millionen Dollar. Aber wie diese Preise zustande kommen, ist intransparent. Das begünstigt die Geldwäsche, weil niemand den wirklichen Wert kennt.
Wenn Sie von Geldwäsche sprechen: Welche Mechanismen spielen da im Kunsthandel?
Bei der Geldwäsche geht es grundsätzlich um Geld aus Verbrechen – also Delikterlöse, die so behandelt werden sollen, dass es aussieht, als stammen sie aus legalen Geschäften.
Ein Mechanismus, den man in der Kunstwelt häufig antrifft: Man gibt vor, das Geld stamme aus dem Verkauf eines Kunstwerkes. Ein korrupter Politiker etwa bekommt ein paar Millionen, überweist das Geld auf ein Schweizer Bankkonto und wenn man ihn fragt, woher er das Geld hat, sagt er, er habe seine Kunstsammlung verkauft.
Aber muss er das nicht belegen?
Sie finden immer jemanden, der ihnen einen Beleg zusammenschustert. Die Bank kann nicht herausfinden, ob es diese Sammlung gegeben hat und ob die Sammlung wirklich diesen Wert hat. Sie kann nicht evaluieren, wie stichhaltig das Ganze ist.
Und wie ist es bei den Kunsthändlern, müssen die überprüfen, woher das Geld kommt, das sie erhalten?
Wenn sie mit deliktischen Geld etwas erwerben wollen, dann liegt es in der Natur der Sache, dass sie nicht darüber reden wollen. Dann ist die Frage, was muss der machen, der das Geld entgegennimmt?
Wir haben in der Schweiz bis jetzt die Finanzbranche durchgehend reguliert. Die Banken müssen fragen, wie das Geld erwirtschaftet wurde. Die Kunstbranche musste das bis heute nicht interessieren, der Gesetzgeber hat ihr da keine speziellen Pflichten auferlegt. Das ändert jetzt partiell, wenn es um Barzahlungen geht. Aber ich muss feststellen, dass die Sensibilität für das Thema noch nicht eingekehrt ist.
Und wie funktionieren Preismanipulationen?
Eine Vorgehensweise ist die, dass Sammler an Auktionen gehen, wo Bilder von Künstlern, die sie schon besitzen, angeboten werden. Mit Hilfe von Helfern bieten sie mit, haben aber nicht die Absicht zu kaufen, sondern die Preise hochzutreiben, weil es den Wert ihres Inventars erhöht. Das wird nett mit «defending your inventory» umschrieben, aber de facto ist das Marktmanipulation.
Aber es ist doch das gute Recht des Sammlers, bei Auktionen mitzubieten, damit die Preise seiner Künstler steigen.
Der Sammler darf ja auch mitbieten, wenn er die Absicht hat, im Bieterprozess als Käufer aufzutreten. Aber der Missbrauch besteht darin, dass sie in Absprache mit mehreren Leuten die Preise hochjagen, dann aber auch rechtzeitig aussteigen. Damit suggerieren sie eine Nachfrage, die nicht besteht.
An der diesjährigen Art Basel ist ein Mark Rothko Bild für 50 Millionen Dollar zu haben. Angeboten wird es vom Händler Helly Nahmad, der letztes Jahr wegen illegaler Tätigkeit in den USA verurteilt wurde. In dem Zusammenhang wurden auch in der Schweiz Gelder gesperrt. Ist es fragwürdig, so jemanden an der Art Basel zuzulassen?
Juristisch ist das kein Problem, das kann man so machen. Für mich stellt sich die Frage für die Messe Schweiz AG, unter deren Konzern die Art Basel und Art Basel Miami Beach angesiedelt sind, welche Standards man gegenüber Geschäftspartnern hat. Aussteller sind eine Art von Geschäftspartner, das sind Kunden. Es hat also mit Integrität, mit Verhalten zu tun. Aber es zeigt sich, dass man sich nicht besonders viele Fragen stellt. Die Kunstmesse wäre ein zentraler Akteur, um solche Standards zu definieren.