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Ein Kunstwerk, das einen Breakdancer zeigt.
Legende: So sieht das «Footwork» auf der Leinwand aus. Angelo Gasparro

Kunst Ein Breakdancer malt den Tanz auf die Leinwand

Christian «La Furia» Martìnez ist kein gewöhnlicher Breakdancer. Denn wenn er tanzt, zaubert er gleichzeitig Kunstwerke auf Leinwand. Eine Ausstellung im Basel Art Center zeigt nun erstmals die Geschichte und Entwicklung des Breakdance anhand von Martìnez' «betanzten Bildern».

Es ist eine Art Action Painting. Der B-Boy, im Volksmund auch Breakdancer genannt, Christian Martìnez alias «La Furia» streicht sich die Farbe dick auf seine Kleider, seine Mütze und seine Sneakers – oder er nimmt einfach eine Spraydose in die Hand. So präpariert, tanzt er auf einer Leinwand, die am Boden liegt.

Zur Person

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Christian Martìnez (34) tanzt seit fast 20 Jahren. Sportlehrer ist sein Hauptberuf. 2004, 2006 und 2007 wurde er mit seiner damaligen Crew Schweizer Meister im B-Boying und nahm auch mehrmals an den Weltmeisterschaften teil.

Am Anfang war ein Zufall

«Blind Tracks» nennt er seine Bilder und die Kunstform. Es ist auch eine originelle Form der Tanzdokumentation. Auf die Idee gebracht haben ihn vor etwa sieben Jahren die Spuren seiner Schuhe im Trainingsraum.

Martìnez hält seither mit seinen Bildern einerseits ganz allgemein die flüchtigen Bewegungen fest. Er bannt aber auch Bewegungen auf die Leinwand, die sich gar nicht am Boden abspielen. Beim Headspin zum Beispiel – der Pirouette auf dem Kopf – entstehen Kreise, die sowohl die Drehung an sich repräsentieren, aber auch die Drehbewegung der Füsse, die sich bei dieser Figur in der Luft befinden.

Ein Bild mit einem schwarzen Breakdancer und farbigen Kreisen.
Legende: «Windmill»: Ein Kunstwerk, auf dem wörtlich das Tanzbein geschwungen wurde. Angelo Gasparro

Mehr Respekt für B-Boying

Für Martìnez steht fest, dass B-Boying mehr Respekt verdient. Viele B-Boys haben nicht ihre eigene Show, sondern werden als Backgroundtänzer gebucht. Mit seinen Bildern will Martìnez diese Tanzart vom Boden, mit dem sie naturgemäss verhaftet ist, an die Wand bringen. Er möchte so auch ein neues Publikum für B-Boying begeistern – etwa Kunstinteressierte.

Eine rutschige Angelegenheit

Mit glitschiger Farbe auf den Schuhsohlen zu tanzen, das ist eine richtige Rutschpartie. «Es ist wie Fussballspielen auf Eis», so Martìnez . Früher hat er deshalb Schleifpapier auf seine Schuhe geklebt. Er ist jedoch wieder davon abgekommen.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «The History Of B-Boying» findet am 17./18./19. und am 24./25./26. April im Basel Art Center statt.

Die raue Sohle gab zwar besseren Halt, beschädigte aber gleichzeitig auch die Leinwand. Aus seinen Bildern lassen sich die getanzten Figuren mit etwas Übung herauslesen: Drehungen über den Rücken und die Schultern ergeben weichere Farbspuren, eine härtere und aggressivere Dynamik bringen die schnellen Bewegungen der Füsse – das Footwork – aufs Bild.

Geschichte des B-Boying

In einer neuen Ausstellung präsentiert Christian Martìnez jetzt zum ersten Mal «The History of B-Boying». Es ist eine Chronologie dieser Tanzart, schrittweise dokumentiert sie die Weiterentwicklung der Tanzbewegungen auf Bildern.

Die ersten typischen Moves der B-Boys im Stehen – sogennante Toprocks – waren eine Reaktion auf die rhythmischen Veränderungen, welche die DJs in den 1970er-Jahren durch Scratching erzielten. Später kam der bodennahe Tanz hinzu (Footwork, Sixstep), danach immer akrobatischere Moves wie die Windmill oder der Headspin.

Musikrichtungen, Personen oder Sportarten, welche das B-Boying in seiner Entwicklung beeinflussten, hält Martìnez im Hintergrund seiner Bilder mit Schablonen- oder Spraytechnik fest.

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