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Kunst Eine Mango macht Propaganda

Es klingt kurios: Auf dem Höhepunkt der chinesischen Kulturrevolution 1968 wurde eine Frucht zum machtvollen Propagandavehikel - die Mango. Das Museum Rietberg widmet der tropischen Frucht nun eine Ausstellung.

Die Mango war ein Symbol von Maos Liebe für sein Volk: Die Frucht wurde in Prozessionen durch die Strassen getragen und auf Hausaltären verehrt. Die unterhaltsame und lehrreiche Geschichte, wie eine Frucht in den Dienst der Propaganda trat, erzählt nun eine Ausstellung im Museum Rietberg Zürich.

«Die Roten Garden, die Roten Garden, wir sind Maos Rote Garden.» So klang es im Sommer 1968 in ganz China. Die Kulturrevolution erreichte gerade ihren Höhepunkt. Die Studenten, organisiert in Roten Garden, kontrollierten das Land und wüteten blutig. Mao war gezwungen, sie zur Raison zu bringen. Er liess daher sogenannte Arbeiter-Propagandatrupps die Studenten entmachten.

Geschenk des pakistanischen Präsidenten

An diesem Wendepunkt der chinesischen Geschichte kam einem Korb Mangos eine Schlüsselrolle zu: Mao bekam die bislang unbekannten Früchte vom pakistanischen Staatspräsidenten geschenkt und reichte sie sogleich an die Arbeiter-Propagandatrupps weiter: also an jene gemässigten Kräfte, die ab jetzt die Führung in der Kulturrevolution übernehmen sollten, anstelle der Studenten.

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Die Arbeiter verstanden die Botschaft. Sie waren von dem Geschenk - und der damit übertragenen Führungsrolle - hell begeistert. Im Nu bildete sich ein Massenkult um die Mango im ganzen Land. In einem Video erinnert sich in Fabrikarbeiter, wie er die Mango auf seinen Familienaltar stellte und die Nachbarn Schlange standen, um das kostbare Objekt zu bestaunen.

Quasireligiöse Verehrung einer Frucht

Mao war 1968 bereits zum Halbgott aufgestiegen. Das geltende Verbot von Religion förderte die Verehrung des Grossen Vorsitzenden als gottähnlich, und mit ihm der Mango. Millionenfach fand die Mango den Weg auf Mao-Pins, auf Textilien und auf Propagandaplakate. Die Ausstellung versammelt eine Vielzahl davon. Am eindrücklichsten sind die heute seltenen, in Wachs täuschend echt nachgebildeten Mao-Mangos vom Herbst 1968.

Absurd mag die quasireligiöse Verehrung einer Frucht und ihre Vereinnahmung als Propagandamittel wirken. Doch nicht um das Lächerlichmachen dieses Kults geht es dem Museum Rietberg, sondern darum, für die Mechanismen der Polit- und Kommerzpropaganda zu sensibilisieren, denen auch wir ausgesetzt sind. Dies gelingt der materialreichen Schau auch. Vorausgesetzt, man ist bereit, sich vorbehaltlos auf das schwierige Kapitel der chinesischen Kulturrevolution einzulassen.

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