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Kunst Fälschen verbindet: Wolfgang Beltracchi malt Daniel Kehlmann

Daniel Kehlmann schrieb einen Roman über das Fälschen, der Maler Wolfgang Beltracchi fälschte wirklich. Für den Schriftsteller war es eine leichte Entscheidung sich vom Meisterfälscher malen zu lassen: Endlich traf er jemanden, der das tut, wovon andere nur träumen.

Daniel Kehlmann ist der erfolgreichste deutsche Autor der Gegenwart. Sein Roman «Die Vermessung der Welt» wurde sechs Millionen Mal verkauft, in über 40 Sprachen übersetzt und verfilmt. Das Thema Fälschen und Täuschen irrlichtert immer wieder fintenreich durch sein Werk, wie auch in seinem letzten Buch «F». Reizvoll findet Kehlmann am Fälschen, dass es so kompliziert sei. Im Grunde sei jedem Menschen das Hochstapeln auf eine Weise vertraut, sagt der Autor.

Ein Bild wie die Romane Kehlmanns

Wolfgang Beltracchi empfängt den Dichter in der Grimm-Bibliothek der Humboldt-Universität in Berlin, just im Stock «F» – wo sonst. Zwei Tage steht er Modell. Danach soll Kehlmann das Bild mitnehmen können. Es soll ein Werk im Stile des italienischen Malers Giorgio De Chiricos entstehen. Seine eigenartigen, magisch-realistischen Bilder mit ihren geheimnisvollen, rätselhaften Versatzstücken regen – wie Kehlmanns Romane auch – zu ungewöhnlichen Gedankengängen an.

Kehlmann stellt nicht nur in seinen Büchern viele Fragen, sondern auch während er Modell steht. So fragt er Beltracchi, ob er denn auch etwas nicht malen könne. Der Maler hat darauf eine klare Antwort: «Nein.» Er könne alles malen. Es sei lediglich viel Arbeit, falls ein Maler, sehr komplex male. Kehlmann sieht sich da kritischer: Einen Gesellschaftsroman mit 30 überzeugenden Figuren, der sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, das könne er nicht schreiben. Zumindest jetzt nicht.

Jahrhundertmaler vs. Meisterfälscher

«Der Meisterfälscher» mag seinen Titel nicht wirklich. Er sieht sich eher als Jahrhundertmaler. Denn wer habe schon 100 Maler aus vier Jahrhunderten gemalt. Tatsächlich, Beltracchis Fälschungen sind vielgestaltig. Neu in der Fälschungsgeschichte ist auch, dass Beltracchi mit seinen Bildern immer als erstes zum Experten ging. Frühere Fälscher hätten versucht das Bild in den Kunstmarkt zu schleusen und die Experten zu meiden, erklärt der Maler. Um Ruhm sei es ihm nie gegangen.

2011 wurde Beltracchi wegen Urkundenfälschung zu fünf Jahren Haft verurteilt, die er im offenen Vollzug verbüsst. Ausserdem sieht er sich nun mit hohen Schadenersatzforderungen konfrontiert.

Prominente vor der Staffelei

In der Reihe «Der Meisterfälscher» nutzt Beltracchi sein Talent als Kunstfälscher, um Porträts prominenter Menschen im Stil verschiedener Epochen und Künstler zu malen. Die Reihe zeigt, wie die Bilder entstehen und nutzt die Mal-Sitzungen für anregende Gespräche mit den Porträtierten.

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