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Künstler giessen eine flammende Substanz.
Legende: Die Kunstgiesserei St. Gallen ist führend auf ihrem Gebiet. Keystone

Kunst Feuer und Flamme für die Kunst-Handwerker

Der etwas andere Kunstfilm zeigt nicht die Künstler, die ein Werk erdenken. Er porträtiert die Handwerker, die es erschaffen. Der Filmemacher Iwan Schumacher besuchte die Kunstgiesserei St. Gallen. Hier haben namhafte Künstler wie Urs Fischer oder Paul McCarthy ihre Werke giessen lassen.

Es zischt und raucht, es ist heiss, es ist laut und es stinkt. Die Kunstgiesserei ist ein Ort der Extreme. Der Faszination der heissen Glut ist auch der Zürcher Filmemacher Iwan Schumacher erlegen. Zehn Jahre hat er hier gedreht. Zuerst alleine mit der Kamera. Dann mit Kameralegende Pio Corradi. Entstanden ist ein Film, der den Fokus ganz auf die Arbeiter und ihren Anteil am gegossenen Kunstwerk legt.

Handwerk, das sonst in der Schweiz ausgestorben ist

Die Kunstgiesserei St. Gallen ist führend auf ihrem Gebiet. Der Film «Feuer und Flamme» begleitet fünf Kunstwerke von der Idee bis zum fertigen Guss. Dabei beschränkt sich die Giesserei nicht nur auf Metallguss. Der Künstler Urs Fischer liess hier seine lebensgrossen Kerzenfiguren in Wachs giessen. Alex Hannimanns Kunst-am-Bau-Skulptur «Vanessa» wurde aus Chromstahl getrieben. Das Treiben ist ein Handwerk aus dem Altertum, das in der Schweiz schon lange ausgestorben ist.

Ein Buchhändler wird zum Metallgiesser

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Nachdem der Gründer der Giesserei, Felix Lehner, einen Dokumentarfilm über den Bildhauer Hans Josephson gesehen hatte, entschied er sich, dessen Kunstwerke zu giessen. Allerdings war Lehner damals noch Buchhändler. Der Wunsch war aber so stark, dass er sich entschied, eine Giesserlehre zu absolvieren.

Heute führt er in St. Gallen den Betrieb mit über 40 Mitarbeitern. Seinen Traum hat sich Felix Lehner übrigens erfüllt: Heute gibt es auf dem Areal der Giesserei, im sogenannten Kesselhaus, sogar einen Ausstellungsraum mit Werken des verstorbenen Bildhauers Josephson.

Vom Sittertal nach Shanghai

Nachdem der Schweizer Künstler Urs Fischer an einer Vernissage drei Exemplare seines Objektes «Lamp/Bear» verkauft hatte, waren die Kapazitäten der Giesserei ausgeschöpft. Um termingerecht liefern zu können, entschied sich Felix Lehner, die Produktion nach China auszulagern.

Zuerst gab man nur Gussaufträge an die Giesserei Sheng Tian Art Foundry in Shanghai. Seit Sommer 2012 existiert die Tochtergesellschaft «Kunstgiesserei St. Gallen Sculpture Production LTD» in Shanghai. Interesse und Begeisterung war, den in China traditionsreichen Guss von Bronze-Grossplastiken zu neuer Perfektion zu bringen. Ob Shanghai oder St. Gallen: Die Handwerker sorgen dafür, dass Künstlerträume Wirklichkeit werden.

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