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Er hat den Schweizer Volksmaler Aldolf Dietrich mit dem amerikanischen Post-Pop-Künstler Richard Phillips gepaart. Und er inspirierte ein New Yorker Stadtmagazin zu einer Modestrecke, indem er Karlheinz Weinbergers Fotografien der Zürcher Halbstarkenszene zeigte. Mit unorthodoxen Ausstellungen ist es Gianni Jetzer in den sieben Jahren als Direktor gelungen, das Swiss Institute in New York als gut besuchten Kunstraum an der Wooster Street in Soho zu etablieren.
«Mir ging es darum, Künstler nachhaltig auf dem amerikanischen Kontinent einzuführen und Folgeausstellungen und Folgekontakte zu provozieren», sagt der 44-Jährige, der nun zurücktritt, um sich als freier Kurator Projekten zu widmen.
Er wagte Ungewöhnliches
Das Swiss Institute fungiert seit 1986 als Schaufenster für Schweizer Kunst in New York. 40 Prozent des 1,24 Millionen Franken umfassenden Budgets stammt von der Pro Helvetia, den Rest organisiert die Non-Profit-Institution bei Privaten, Firmen und Stiftungen.
Heidi und die Alpen hat Gianni Jetzer von Anfang an dem Schweizer Tourismusbüro in New York überlassen. Auf Schweizer Exportschlager wie das Künstlerduo David Fischli und Peter Weiss verzichtete er in seinem Programm dennoch nicht. Aber daneben wagte er Ungewöhnlicheres.
So brachte er den jungen Schweizer Künstler Nicolas Party mit dem altgedienten Amerikaner Jimmy Durham zusammen. Durham präsentierte selbstgebastelte Masken von wilden Mannen aus dem Lötschental und von Sarganser Totengeistern, während Party die Lobby des Swiss Institute mit völlig unschweizerischen Fresken und Skulpturen dekorierte.
Noch viel alternativer
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«Man wird nur wahrgenommen, wenn man eine Nische besetzt», erklärt Gianni Jetzer angesichts der enormen Konkurrenz in einer Kunstmetropole wie New York. «Wenn ich jetzt nochmal anfangen würde, würde ich das Ganze noch viel alternativer aufziehen.» Eine Kunstbeiz und ein alternatives Kino im Keller – das sind Träume, die Jetzer nicht hat verwirklichen können.
Die Suche nach Kandidaten für Gianni Jetzers Nachfolge läuft seit sechs Monaten. Zu einer Entscheidung hat sich der Vorstand des Swiss Institute noch nicht durchgerungen. Das ist bedauerlich, denn es gibt noch immer Leute, die das Swiss Institute mit dem Schwedischen Massageinstitut verwechseln und sich nach dem Preis einer Lymphdrainage erkundigen. Jedenfalls am Telefon. Wer freilich durch die grosse Glasfront an der Wooster Street blickt, sieht gleich, dass in den luftigen Räumen dahinter Kunst präsentiert wird. Schweizer Kunst – und mehr.