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Kunst Höfischer Glamour in einer erzdemokratischen Institution

Das Kunstmuseum Bern zeigt in seiner aktuellen Ausstellung die Privatsammlung der Fürsten von und zu Liechtenstein - mit angenehm überladenem Ergebnis. Was sagt das über die bürgerliche Institution eines Schweizer Kunstmuseums?

Blaue Teppiche liegen auf dem Boden und vermitteln eine Ahnung höfischen Glamours. Mit jedem Schritt breitet sich die barocke Pracht einer höfischen Sammlung aus. Hier im Kunstmuseum Bern werden in einem grossen Überblick die fürstlichen Kunstsammlungen von und zu Liechtenstein präsentiert. Klar wird auf den ersten Blick: Diese fürstliche Sammlung ist anders als die bürgerlich geprägte Sammlung des Kunstmuseums.

Johann Kräftner ist Direktor dieser fürstlichen Sammlungen. «Es ist ein unglaublicher Reichtum», sagt er zu den Merkmalen höfischen Sammelns. «Man könnte auch sagen, ein unglaublicher Protz, der daher kommt, dass diese Bilder, diese Möbel, die Skulpturen und was alles hier versammelt ist, einmal Bestandteil grossartiger meist barocker Ausstattung in Schlössern gewesen ist.»

Hieronymus grüsst Van Dyck

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Liechtenstein: Die Fürstlichen Sammlungen» wird vom 12.11.16 - 19.03.17 im Kunstmuseum Bern gezeigt.

Diese barocken Schlösser mussten dekoriert werden. Also knüpften die Fürsten von und zu Liechtenstein bereits vor über 400 Jahren Kontakte zu Künstlern und Kunsthandel, um diese Bedürfnisse zu befriedigen.

Manches, was sie sammelten, ist atemberaubend. Etwa wenn im selben Saal der heilige Hieronymus auf einem niederländischen Wimmelbild kaum zu entdecken ist, und an der Wand gegenüber Van Dyck den Heiligen isoliert und versunken in seinen Studien darstellt.

Ein unfürstliches «Hammer!» sei erlaubt

Ein unfürstliches «Hammer!» sei erlaubt beim Blick auf die Auswahl der Stillleben, der Rubensbilder oder der Porträts. Auf den Hammer folgt die Reflexion. Ist das nicht widersprüchlich: Die Pracht einer höfischen Privatsammlung in eine erzdemokratische Institution zu holen?

Für Nina Zimmer, Direktorin des Kunstmuseums Bern und des Zentrums Paul

Klee, liegt in dieser Frage bereits die Berechtigung der Ausstellung. Es gehe um Gegensätze in der Sammlungspraxis: «Ich sehe die Ausstellung als eine Ausstellung von Strukturen.»

Private vs. öffentliche Institutionen

Zwei Sammelsysteme begegnen sich hier. Unterschiedlicher als die Liechtensteinische und die Berner können zwei Sammlungen fast nicht sein. Klar ist auch, private Sammlungen wie die Liechtensteinische haben öffentlichen Institutionen etwas voraus: Power, oder genauer ausgedrückt Ankaufsetats. Öffentliche Häuser unterliegen da.

Ihre Strategie kann aber nicht nur sein, Privatsammlungen Tür und Tor zu öffnen. «Es geht nicht darum, Schatzkästlein um Schatzkästlein zu zeigen. Dafür sind öffentliche Institutionen nicht da. Unsere Rolle muss sein, Fragen zu stellen und Blicke zu öffnen», sagt Nina Zimmer.

Erstickt von der üppigen Privatsammlung

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In der aktuellen Ausstellung allerdings werden die Fragen von der schieren Menge der Objekte aus der fürstlichen Privatsammlung erstmal erstickt. 18 Räume hat man in Bern freigeräumt und die neue Präsentation der eigenen Sammlung wird erst Ende November zu sehen sein.

Einen ersten Hinweis auf Weiterentwicklungen und Fragen wie sie Nina Zimmer sich vorstellt, liefert die Direktorin gleich selbst. In beiden Sammlungen findet sich ein Bild der französischen Malerin Vigée Le Brun, in der fürstlichen passenderweise das Porträt einer Fürstin. In der Berner ein Urmoment der eidgenössischen Identitätsfindung, das zweite Unspunnenfest. Malerei spiegelt politische Struktur.

Begehrliche Blicke nützen nichts

Nina Zimmer betont, dass dennoch die Pflege der eigenen Sammlung, der eigenen Identität absolute Kernaufgabe sei, auch wenn sie und das Kunstmuseum Bern stolze Gastgeber für private Sammlungen wie die Liechtensteinische seien. «Wir müssen unsere eigene Sammlung weiterentwickeln. Da nützt es nichts mit Stilaugen auf die fremden Rubens zu schauen.»

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