Die Wahl von Chassot zur Kulturchefin ist eine Überraschung: Vor einem Jahr war sie bereits für einen anderen Chefbeamtenposten im Gespräch, als Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation. Isabelle Chassot lehnte eine Kandidatur jedoch ab. Jetzt wechselt die CVP-Politikerin nach 12 Jahren in der Politik wieder in die Verwaltung.
Erfahrungen im nationalen Kulturdialog
«Kultur interessiert mich viel mehr», sagte die Freiburger Staatsrätin und Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) vor den Medien in Bern. Sie freue sich, nach ihrer politisch aktiven Zeit im neuen Job wieder vermehrt in die Tiefe der Sache gehen zu können. Das Bundesamt für Kultur kenne sie unter anderem vom Nationalen Kulturdialog, in dem sie als EDK-Präsidentin engagiert ist. Nun werde sie die Seite des Tisches wechseln. Sie habe im Dialog motivierte Mitarbeiter angetroffen, eine «Vision» für das Amt habe sie aber noch nicht.
Ihre derzeitige dritte Legislaturperiode wäre sowieso ihre letzte als Staatsrätin gewesen, sagte sie weiter. Sie werde auf Ende Oktober zurücktreten, damit rechtzeitig eine Nachfolge gewählt und eine Vakanz verhindert werden könne.
Nationale Politik-Karriere
Chassot war 2002 in die Freiburger Kantonsregierung gewählt worden, in der sie seither die Direktion für Erziehung, Kultur und Sport leitet. National machte sie sich einen Namen als EDK-Präsidentin, der sie seit 2006 vorsteht. Erfahrungen in der Bundesverwaltung sammelte Chassot als persönliche Mitarbeiterin der Bundesräte Arnold Koller und Ruth Metzler.
Positive Reaktionen aus Kultur und Politik
«Suisseculture», der Dachverband der Schweizer Kulturorganisationen, freut sich über die Ernennung von Isabelle Chassot und hofft, dass sie das Gespräch zwischen Bundesbehörden und Kulturbranchen intensivieren wird: «Ich habe den Eindruck, dass Isabelle Chassot eine enge Bindung zur Kultur hat, im Gegensatz zu Jean-Frédéric Jauslin, dessen Herz wohl nicht gerade für die Kultur brennt», sagte Hans Läubli, Direktor von «Suisseculture».
«Die ideale Besetzung»
Für die CVP-Kulturpolitikerin Kathi Ricklin ist Isabelle Chassot «die ideale Besetzung»: «Isabelle Chassot hat eine gute Erfahrung, auch im Leiten und Führen von Gremien. Sie kennt sich aus Fribourg in der Kultur sehr gut aus und ist zweisprachig.»
Vertrauen in den Kampf für Kultur
Auch bei der Kulturstiftung «Pro Helvetia» freut man sich über die Wahl. Andrew Holland, Chef des Verbandes, hat bereits gute Erfahrungen mit ihr gemacht: «Ich habe sie im Rahmen der Nationalen Kulturdialogs als engagierte und an der Kultur sehr interessierte Persönlichkeit erlebt.» Der Schweizer Schriftsteller Guy Krneta, ein Kritiker von Jean-Frédéric Jauslin, sieht die Wahl Chassots nun als Chance: «Ich erwarte, dass im BAK Leute sitzen, die auf der Seite der Kultur stehen und sie in die Politik reintragen - und nicht umgekehrt. Man muss Vertrauen haben, dass sie für die Kultur kämpfen wollen.»
Jauslin neuer Botschafter bei der UNESCO
Jean-Frédéric Jauslin verlässt das BAK bereits zum 10. Mai. Er tritt dann in Paris seinen neuen Botschafterposten bei der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) an. Für die Übergangsphase bis Anfang November leitet der stellvertretende Direktor Yves Fischer das BAK. Chassot werde aber in die Entscheide des BAK bereits einbezogen.