Hellgrün schimmernd, kostbar und schnörkellos – so präsentiert sich das erste Ausstellungsstück im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz: Es ist eine flache Schale, kaum grösser als eine Hand und stammt aus einem keltischen Fürstengrab. «Nur ein wohlhabender Herr konnte sich diese Schale leisten», sagt Archäologin Miriam Anders, die die Ausstellung mitgestaltete. Offenbar wurde die Schale mit Hilfe einer Form aus Ton geformt – das Glasblasen gab es damals, vor 2500 Jahren, noch nicht.
Funde aus dem frühen Mittelalter sind selten
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Die Glasbläserei kam im ersten Jahrhundert vor Christus auf, im Nahen Osten unter römischer Herrschaft. «Damit konnte man plötzlich tolle Gefässformen herstellen, die zuvor gar nicht denkbar waren», erklärt Miriam Anders und fügt an: «Die Gefässe waren viel dünner, das heisst, man konnte Material sparen und mehr produzieren.»
Dies erklärt, warum Archäologen wie Anders vergleichsweise grosse Mengen an römischem Glas entdeckten. Funde aus dem frühen Mittelalter hingegen sind selten – bis Venedig Ende des 13. Jahrhunderts zum Zentrum der Glaskunst wurde. Die Gläser aus der Lagunenstadt der Renaissance beeindrucken noch heute mit ihren waghalsigen Formen. «Plötzlich konnte man farbloses Glas herstellen. Dieses wurde aufwendig verziert, etwa mit Glastropfen», sagt Anders.
Die Kunstfertigkeit der Glasmacher
Nach und nach verbreitete sich der venezianische Stil in ganz Europa. Auch hierzulande wurden Gläser à la façon de Venise hergestellt. Der klingende Name «Murano-Glas» ist heute noch ein Begriff.
Eine weitere Ausstellung, die in den nächsten Monaten zu sehen ist, widmet sich ganz dem venezianischen Glas: Im Vitromusée Romont, im Kanton Fribourg, kuratiert der Kunsthistoriker und Glasspezialist Erwin Baumgartner eine Ausstellung mit dem Titel «Reflets du Venise». Auch ihm geht es darum zu zeigen, wie gross die Kunstfertigkeit der Glasmacher war – und zum Teil auch heute noch ist.