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Kunst Künstlerin Pamela Rosenkranz zeigt Haut in Venedig

Die Künstlerin Pamela Rosenkranz vertritt dieses Jahr an der Kunstbiennale in Venedig die Schweiz. Sie hat den Pavillon und auch eine Sondermarke für die Schweizer Post entworfen. Bei alldem zeigt sie sich gewohnt widersprüchlich.

Kunstbiennale Venedig

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Die internationale Kunstausstellung eröffnet am 9. Mai ihre Tore und dauert bis zum 22. Oktober. Die Biennale Venedig findet 2015 zum 56. Mal statt. Hauptschauplatz sind die Giardini im Stadtteil Castello, wo sich 28 Länder in von ihnen gestalteten Pavillons präsentieren.

Pamela Rosenkranz interessiert sich in ihrer Kunst schon lange für die menschliche Haut. Folgerichtig sieht nun also auch ihre Sondermarke zur Kunstbiennale in Venedig aus wie ein Stück Haut. Die Farbe ist eine Mischung aus Beige und Rosa mit einem Stich Gelb. Der kleine Fetzen mit den briefmarkentypischen Zacken am Rand sieht aber nicht nur aus wie Haut, er fühlt sich auch so an – dank Hightech-Drucktechnik im Kleinstformat. Durch eine aufschäumbaren Beschichtung kommt der so natürlich wirkende Hauteffekt zustande. Es sind sogar Falten auf der weichen Oberfläche spürbar.

Ein Stückchen Haut ablecken

Angenehm und unangenehm zugleich sei das Gefühl beim Berühren, sagt die Künstlerin. Und der Effekt verstärkt sich beim Frankieren. Denn, wer die Marke benutzen will, muss das Stückchen Haut nicht nur anfassen, sondern auch ablecken.

Pamela Rosenkranz trägt die braunen Haare zu.
Legende: Was umgibt uns Menschen? Für diese Frage interessiert sich Pamela Rosenkranz. Anon Amphorn

Die Marke ist ein gutes Beispiel für die Kunst von Pamela Rosenkranz: Sie ist überraschend und löst widersprüchliche Empfindungen aus. Sie setzt an bei Dingen, die uns scheinbar sehr vertraut sind, nur um andere Dinge aufzudecken, von denen wir keine Ahnung hatten. Oder wussten Sie von aufschäumbaren Beschichtungen, die sich natürlich anfühlen, so künstlich sie auch sind?

Wer will Hautfarbe trinken?

Haut und Hautfarbe werden auch für den Schweizer Pavillon in Venedig zentral sein. In ihren Ausstellung im In- und Ausland hat Pamela Rosenkranz bereits einige solcher Haut-Werke gezeigt: So hat sie für abstrakte Bilder (natürlich in Hautfarbe) mit grosser Geste grosse Leinwände bedeckt («Everything is Already Dead (Fanta and Nigerian Peony White)», 2012) und spielt damit als junge Frau auf den mächtig grossen US-amerikanischen Malermeister Jackson Pollock an. Oder sie hat hautfarbene Flüssigkeiten in die Petflaschen von Edelwassern gefüllt («Firm Being (Real Glow)» 2011). Was üblicherweise Reinheit und Gesundheit verspricht, wird zum Stolperstein. Denn: Wer will Hautfarbe schon trinken?

Keine verkopfte Kunst

Eine Marke, die aussieht wie Haut.
Legende: Wie eine Haut: Die Marke, die Pamela Rosenkranz für die Post kreierte. Schweizerische Post

Mit ihren Kunstwerken über die Haut und die Hautfarbe spricht Pamela Rosenkranz medizinische, wissenschaftliche, gesellschaftliche und psychologische Themen an – und spart auch die Ökonomie nicht aus. Wir sind offenbar darauf trainiert, auf Hautfarbe mit Aufmerksamkeit zu reagieren. Ideal für die Werbeindustrie, die Hautfarbe grossflächig einsetzt. Diesen Zusammenhängen ist Pamela Rosenkranz mit ihrer Konzeptkunst auf der Spur.

So verkopft, wie es ihr gerne vorgeworfen wird, ist diese Kunst aber gar nicht. Denn Pamela Rosenkranz interessiert sich für das, was uns Menschen umgibt und beeinflusst, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen: Stoffe, die wir als Kleidung tragen, Nahrungszusätze, die wir aufnehmen, Materialien, auf denen wir sitzen. Das ist ihr Ding.

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Horror und Vergnügen in einem

Allerdings geht sie ihrem Ding nicht nur analytisch nach, sondern als Künstlerin. Und das bedeutet: Sie lässt Assoziationen zu, zündet Störfeuer, verbindet Wissenschaft mit Poesie und erregt widersprüchliche Gefühle. Die empfindet die Künstlerin übrigens auch selbst. Angesprochen auf die Herausforderung, den Schweizer Pavillon für die Biennale zu gestalten, meint Pamela Rosenkranz, diese Aufgabe sei Horror und Vergnügen in einem. Und passe in aller Widersprüchlichkeit damit gut zu ihr und ihrer Arbeit.

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