- Knapp 0,3 Prozent der Basler Bevölkerung besitzt so viel Vermögen wie der Rest der Bevölkerung
- Millionen dieses Vermögens des Basler «Daig» werden für kulturelle Projekte gestiftet
- Manche Leihgaben werden aber auch verkauft und verschwinden aus den öffentlichen Museen
Einige wenige Basler mit sehr viel Geld
Was wäre Basel für ein verschlafenes Nest am Rhein ohne seine kulturelle Pracht! Ohne die vielen Museen, Sammlungen, Theater und Ausstellungen, die der Kleinstadt wahrlich grossstädtisches Flair verleihen. Die Eröffnung des renovierten und um einen Neubau erweiterten Kunstmuseums zeigte es überdeutlich: In der Schweiz ist Basel die Kulturstadt schlechthin.
Klar, Basel ist reich, Basel hat viel Geld und kann sich deshalb viel Kultur leisten. Zwar wäre die Stadt ohne das Geld privater Mäzene und Stiftungen nicht mausarm, aber gewiss auch kein grosser Player in Sachen Kunst und Kultur. Der Historiker und Stadtführer Peter Habicht drückt es drastischer aus: «Ohne Mäzene und Stiftungen würde in Basel gar nichts laufen.»
Eine sehr kleine Gruppe, nämlich 0,29 Prozent der Basler Einwohner, besitzen genauso viel wie alle anderen Basler zusammen. Diese sehr reichen Basler, der «Daig» genannt, fördern kulturelle Aktivitäten in ihrer Stadt ungemein. An den Erweiterungsbau des Kunstmuseums zahlte die bekannte Mäzenin Maja Oeri 50 Millionen Franken und finanzierte zusätzlich auch das Grundstück. Das neue Schauspielhaus wurde von einer Gruppe unbekannter Basler Frauen – sie nannten sich «Ladies first» – mit 17,5 Millionen unterstützt. Kaum eine Basler Kulturinstitution könnte ohne «Daig»-Geld überleben.
Geben ist nicht selbstlos
Bereits 1850 wollte Basel Kulturstadt werden und sich von der ländlichen Restschweiz abheben, sagt Stadthistoriker Peter Habicht. Schon damals zeigte sich die besondere Verbundenheit des reichen Basler Grossbürgertums zu ihrer Stadt. Ohne Schenkungen und Leihgaben wäre das Basler Kunstmuseum nie und nimmer zu einem Museum von Weltrang geworden. Sein Aufstieg beginnt bereits im 19. Jahrhundert und setzt sich ohne Pause bis in die Gegenwart fort.
So selbstlos, wie sich Mäzene gerne stilisieren, ist das Geben jedoch nicht. Durch Geschenke oder Leihgaben markiere man die Zugehörigkeit zur besseren Gesellschaft, sagt Peter Habicht. Und man habe die Deutungshoheit darüber, was gute Kunst ist, und was nicht.
Delikate Verträge mit Leihgebern
Neben der öffentlichen Hand, der Stadt und dem Kanton unterstützen heute 20 Hauptdonatoren, 124 «weniger bedeutende» und viele «ungenannt sein wollende» Donatoren und Dauerleihgeber das Kunstmuseum Basel. Manche wollen Einfluss nehmen, wollen «ihr» Werk an besonders exponierter Stelle ausgestellt sehen. Verträge mit Leihgebern seien, so berichten Museumsinsider, eine äussert delikate und schwierige Angelegenheit, nicht selten mit hohem Risiko verbunden – vor allem, wenn Leihgeber dem Museum bestimmte Bedingungen diktieren.
So verschwand mit Paul Gauguins «Nafea» nach 70 Jahren eines der Schmuckstücke aus dem Kunstmuseum, weil seine Besitzer es um 300 Millionen Dollar verscherbelten. Das ist kein Einzelfall: Aus der einst einzigartigen Sammlung Rudolf Staechelins wurde im Laufe der Zeit Stück für Stück dem lukrativen Kunstmarkt zugeführt.
Auch die Emile-Dreyfus-Stiftung verkaufte vor zwei Jahren einen Monet und einen Manet aus ihrer Leihgabe. Nicht immer enden solche Verkaufsaktionen mit einem Happy End wie in den 1960er-Jahren, als die Stadt Basel nach einer Abstimmung zwei Picassos aus der Staechelin-Sammlung ankaufen konnte.
Es ist die Schattenmacht des Geldes, die über jedem Museum schwebt. Dennoch: Wer das Kunstmuseum Basel besucht, kann sich überzeugen, wie sehr den Basler Bürgern ihr Museum am Herzen liegt. Und abgesehen davon: Das Geld ist nicht so wichtig. Die Bilder sprechen für sich und nicht von ihren Besitzern.