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Kunst Kunst auf der Piste: Roman Signers Skihütte in Aktion

Eine Skihütte auf Snowboards: Der Schweizer Künstler Roman Signer hatte genug vom Idyll schweizerischer Berghütten. In einer Aktion im Berner Skiort Gstaad liess er ein Chalet die Skipiste runterfahren. Die Performance endete glimpflich, jedoch nicht ganz wunschgemäss.

Es war ein sonniger Tag. Die Nacht vorher hatte es geschneit. Die Piste musste frisch mit dem Pistenfahrzeug planiert werden. Der Künstler Roman Signer traf sich mit seiner Crew für die Vorbereitungen seiner Aktion. Bevor die Hütte – 2.5 Meter hoch, 3.5 Meter breit und 5 Meter lang – den Hang hochgezogen würde, musste noch eine Kamera installiert werden. Sie sollte die Aktion dokumentieren.

Signer freute sich über den frischen Schnee. Er sollte dem Häuschen mehr Tempo und eine gewisse Stabilität geben. Er begann die Hütte mit einem Seilzug den Hang hochzuziehen. Das Seil wurde am Häuschen befestigt und über eine Umlaufspuhle vom Pistenfahrzeug hochgezogen. Er positionierte das Häuschen ziemlich weit oben, dort stand schon ein Holzblock und ein Beil. Zum Start wollte er das Seil mit dem Beil kappen, um das Häuschen runterbrettern zu lassen.

Die Aktion

«Elevation 1049» in Gstaad

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Die Performance von Roman Signer war Auftakt zur « Elevation 1049 » in Gstaad, an der viele namhafte Künstler teilnehmen. Der Kulturevent dauert noch bis 8. März.

Die Ebene neben der Talstation Eggli in Gstaad füllte sich langsam mit Leuten. Alle waren sie gekommen, um Signers Aktion zu sehen. Die «angeseilte» Hütte am Hang sah spektakulär aus. Signer ist eigentlich bekannt für seine pyromanischen Experimente – gilt als der Sprengmeister der Kunstwelt. Meistens geht es um freigesetzte Energie, die entsteht, weil Objekte rumfliegen, runterfallen oder hochgejagt werden. Die Hütte am Hang sah so aus, als ob sie die Aktion nicht heil überstehen würde. Die Spannung stieg.

Dann legte er los. Zuerst ertönte der berühmte Schweizer Schlager «Alles fährt Ski» von Vico Torriani. Nach dem ersten Refrain erhielt Signer das Zeichen. Er nahm das Beil zur Hand, holte aus und schlug auf den Holzbock vor ihm, über den das Seil gespannt war. Das Seil war gekappt, doch die Hütte bewegte sich keinen Meter.

Aktion gescheitert?

Die Hütte hing nun am Hang, nichts hielt sie mehr davon ab runterzurutschen. Doch Signer hatte den frischen Schnee unterschätzt, die 800 Kilo hatten sich in den Schnee gedrückt. Die Kufen der vier Snowboards waren durch das Warten und die Kälte angefroren und bewegten sich nicht. Hinzu kam, dass die Helfer immer wieder in die Hütte mussten, um die Kamera zu justieren und so dazu beitrugen, die Hütte festzusetzten.

Sendungen zum Thema

Signer versuchte mit seinem ganzen Körpergewicht, das Häuschen wegzustossen – doch er hatte keine Chance. Ein Helfer kam angerannt und sprang ebenfalls gegen das Haus, nichts passierte. Erste nach dem zweiten und dritten Anlauf gelang es den Beiden, die Hütte in Bewegung zu setzen. Und dann fuhr sie los.

Der Jubel war gross, als die Hütte heil unten ankam, und dass sie weder zerschellte noch kippte. Wegen einer Mulde im Schnee erhielt sie einen Rechtsdrall und fuhr, kaum unten angekommen, in einen Schneehaufen. Signer hatte gehofft, dass die Hütte geradeaus weiterfahren und in der Ebene langsam gestoppt würde. Doch er war zufrieden. Der Film von Signers Aktion kann man sich tagsüber im gestrandeten Häuschen anschauen, es steht neben der Talstation Eggli in Gstaad.

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