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Kunst Kunst aus Schutt und Schrott: Die Skulpturen der Phyllida Barlow

Die Zürcher Kunsthalle befindet sich im Umbau. Da passt eine Ausstellung der britischen Künstlerin Phyllida Barlow gut rein: Sie hat ein Händchen dafür, aus Baumaterial Kunstwerke zu machen. Eine der wichtigsten zeitgenössischen Künstlerinnen im Porträt.

Phyllida Barlow kann Räume füllen – auf zwei Arten. Entweder mit ihren grossen Skulpturen oder mit ihrem Lachen. Wenn sie lacht, hört man das überall in der Kunsthalle Zürich. Hier amtet die ehemalige Kunstprofessorin und Künstlerin sozusagen als Retterin in der Not.

Das Haus für Gegenwartskunst muss renovieren, die Wände im oberen Stockwerk sind aufgrund eines Konstruktionsfehlers feucht. Anstatt den Ausstellungsraum ganz den Bauarbeitern zu überlassen, hat der Kunsthalle-Direktor Daniel Baumann Phyllida Barlow eingeladen und ihr eine Carte blanche erteilt.

«Ich hätte das nicht mit allen riskiert, aber Phyllida Barlow hat über 40 Jahre Erfahrung mit Räumen und mit dem Einsatz von unterschiedlichsten Materialien.»

Ausstellungshinweis

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Vom 29.10.2016 bis zum 19.02.2017 findet in der Kunsthalle Zürich die Ausstellung «Phyllida Barlow: demo» statt.

Karriere statt Pension

Barlow ist ein Star und eine Spätentdeckung. Mit 72 Jahren gehört sie zu den wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart. Vorher unterrichtete sie ein Berufsleben lang an der «Slade School of Art» in London Kunst und zog fünf Kinder gross. Nebenbei arbeitete sie als Künstlerin. Erst als ein gewisser Hans Ulrich Obrist sie in seine Serpentine-Gallery in den Londoner Kensington Gardens einlud, ging es Schlag auf Schlag.

Der Schweizer Kurator befeuerte die Karriere von Barlow entscheidend und machte sie und ihre Werke einem breiteren Publikum bekannt. Kunstmuseen auf der ganzen Welt wollten plötzlich ihre Werke zeigen. Als sie den Kunst-Olymp erklimmt, ist sie schon deutlich über 60 Jahre alt.

Präzise Abfälle

Die Britin befragt mit jeder ihrer Arbeiten den Begriff der Skulptur neu. Sie braucht weder Marmor noch Bronze um Imposantes zu schaffen. Ihre raumfüllenden Arbeiten kreiert sie aus Holz, Plastik, Stoff und anderem, was sich im gut sortierten Baumarkt finden lässt.

Ihre Skulpturen sind cheap im besten Sinne und präzis. Jedes ihrer Kunstwerke hat Energie, Drive, scheint in Bewegung zu sein und fordert den Betrachter und die Architektur heraus. Barlow will den Raum angreifen, indem sie ihn überfordert, überfrachtet.

Den durchdesignten Museums-Umgebungen setzt sie Transparenz entgegen. Strukturen, Schichtungen, Klebestellen, Löcher, Nähte und Bruchstellen sind sichtbar. Als Betrachter wird man mit dem Innenleben und Unperfekten (ihrer Skulpturen) konfrontiert.

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Die Vergangenheit weggeschmissen

Barlow kann jetzt die wichtigen internationalen Kunstschauplätze bespielen. Seit ungefähr 15 Jahren gibt es auch einen Markt für ihre Skulpturen. Viele der früheren Arbeiten sind entsorgt worden, sie bleiben für immer verloren. Die Werke galten damals als zu wenig wertvoll. Zudem macht die Grösse ihrer Kreationen eine Archivierung sehr schwierig und kostenintensiv.

Das prägt Phyllida Barlow bis heute. Wenn immer möglich, verwendet sie Material, das sie schon mal für ein Kunstwerk genutzt hat. So entsteht in der Kunsthalle Zürich neben der Baustellen-Skulptur auch ein Kunst-Wald, eine sechs Meter hohe Konstruktion. Das dafür nötige Holz stand vorher in der Tate Britain in London.

Und vielleicht reist das Material ja noch weiter – Venedig ist die nächste Station. Dort wird Phyllida Barlow im kommenden Jahr Grossbritannien an der Biennale vertreten, natürlich mit Skulpturen, die alle Dimensionen sprengen.

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