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Kunst Kunst und Alchemie – die Lust an der Verwandlung

Künstler und Alchemisten haben etwas gemeinsam: Beide verwandeln vorhandene Materie in etwas Neues – aber nicht nur. Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast zeigt im Rahmen der Düsseldorfer Quadriennale die Verbindungen von Kunst und Alchemie von den Anfängen bis zur Gegenwart.

Alchemisten lebten gefährlich. Es war als Hochmut verpönt, dass sie sich gottgleich erdreisteten, neue Stoffe herzustellen. So blieben sie im Verborgenen, wenn sie neue Farben kreierten oder mit der Herstellung von Glas und Porzellan experimentierten. Vieles gelang ihnen, nur den Stein der Weisen, mit dessen Hilfe sie Dreck in Gold verwandeln wollten, fanden sie nie.

Quadriennale Düsseldorf 2014

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Die Quadriennale Düsseldorf ist ein alle vier Jahre stattfindendes Fest der Bildenden Kunst. 2014 findet sie vom 5. April bis am 10. August unter dem Motto «Über das Morgen hinaus» statt.

Auch Künstler waren Alchemisten. Sie hantierten mit Schwefel und Quecksilber, um die leuchtend rote Farbe Zinnober herzustellen. Und sie malten Alchemisten: Gemälde von Rubens, Rembrandt oder Breughel spielen mit alchemistischen Symbolen oder zeigen die Vorläufer der Chemiker in ihren chaotischen Laboratorien.

Die Alchemistenküche im Kunstpalast

Die grosse Ausstellung im Museum Kunstpalast, die am 5. April im Rahmen der Düsseldorfer Quadriennale eröffnet wurde, schlägt den Bogen von den Anfängen der Alchemie in der ägyptischen Färberkunst über die Alchemistenlabors der frühen Neuzeit bis zur Gegenwartskunst. Besonders im 17. Jahrhundert faszinierten die Versuche der Alchemisten, neue Stoffe herzustellen – bis hin zur Erschaffung von Lebewesen.

Im Museum Kunstpalast ist neben Gemälden, alten Manuskripten, schönen Glas- und Porzellanstücken auch der Nachbau einer Alchemistenküche zu bewundern. Ausserdem gibt es eine Wunder- und Kunstkammer, in der Kuriositäten aus der Natur gleichberechtigt mit Kunsthandwerk und Kunstobjekten ihren Platz finden.

Das Geheimnis der Verwandlung

Mit der Aufklärung trennten sich die Bereiche, die Alchemie wurde von der Naturwissenschaft verdrängt. Die Surrealisten entdeckten die Alchemie neu, als sie Inspiration in okkulten Schriften suchten. Max Ernst bezog sich in manchen Werken inhaltlich darauf, aber auch in künstlerischen Methoden. Gemäss seiner Definition ist eine Collage eine alchemistische Komposition, und seine Techniken der Frottage oder Grattage verwandeln Material in etwas Neues.

Das «chymische» Lustgärtlein

Die Lust an der Verwandlung ist ein Motor der modernen Kunst. So schuf Sigmar Polke Bilder, die je nach Umgebung ihre Farbe ändern. Die Ausstellung präsentiert erstaunlich viele zeitgenössische Künstler, die sich ausdrücklich auf die Alchemie beziehen, etwa Joseph Beuys, James Lee Byars oder Rebecca Horn. Gute Laune verbreitet eine farbenprächtige Installation der Schweizer Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger. Ihr Titel «Das chymische Lustgärtlein» bezieht sich auf eine alchemistische Schrift aus dem 17. Jahrhundert. Viele kleine, phantasievolle Objekte werden mit Nährstoffen begossen und dadurch immer mehr mit Kristallen überwachsen: Ein Kunstwerk der Verwandlung.

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