Vor den Konferenzzimmern stehen sich die Journalisten die Beine in den Bauch. Sie warten auf Informationen, die einfach nicht kommen. Drinnen verhandeln die Aussenminister der Grossmächte. Sie hoffen auf Einigung – doch es läuft harzig an der Atomkonferenz in Genf im November letzten Jahres. Die Gespräche mit dem Iran bleiben lange ohne Erfolg. Mittendrin: der Fotograf Mark Henley. Und auch er wartet stundenlang: auf das richtige Bild.
Seine Sujets: auf den ersten Blick unscheinbar
Die richtigen Bilder hat er schlussendlich gefunden, entstanden ist die Fotoserie «Iran talks». Mit ihr wurde er nun zum «Swiss Press Photographer 2014» gekürt. Die Fotos zeigen, was nur wahrnehmen konnte, wer vor Ort und an den Verhandlungen war: die Mühseligkeit der Verhandlungen, die Langeweile der Teilnehmer, die auf Neuigkeiten wartenden Journalisten.
Henley gelingt eine Art der Berichterstattung, die in Medien nur selten Aufmerksamkeit findet. Denn er stellt Sujets in den Mittelpunkt, die auf den ersten Blick uninteressant scheinen. «Doch die es eindeutig nicht sind», sagt Henley.
Zeigen, was die Schweiz für die Welt bedeutet
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Der 48-Jährige, der Literatur studierte, ist dafür bekannt, nicht Fotografierbares, ja Langweiliges mit seinen Bildern einzufangen. «Für mich sind die Themen immer spannend. Das Schwierige ist, sie auch spannend darzustellen», sagt der in Oxford geborene Henley. Es sind Themen, die nicht durch grosse Spektakel hervorstechen, «dafür umso wichtiger für die Welt, ja für die Schweiz sind». Eben so, wie die Atomkonferenz von Genf. Oder die Syrien-Konferenz in Montreux vom letzten Januar. Auch sie hielt er fotografisch fest und zeigte mit den Bildern, welche Anspannung in den paar Tagen an der Riviera des Genfersees zu spüren war.
Während 25 Jahren reiste Henley zudem rund um den Globus, um wichtige politische Ereignisse und Szenen aus Krisengebieten abzulichten. Über zehn Jahre lebte er in Asien, wo unter anderem eindrückliche Fotostrecken über die Unabhängigkeit von Hongkong entstanden sind. Heute ist er sesshafter geworden und lebt in Genf, «ich habe Frau und Kind, das Reisen vermisse ich nicht».
Sinnbilder für Krisen
Dass auch in der Schweiz die grossen fotografischen Herausforderungen lauern, das bewies schon seine Serie «Bank on us». Auch mit ihr stellt Henley ein Thema ins Zentrum, das visualisiert bis anhin nicht anzutreffen war: die Bankenkrise. Eingängige Schwarz-Weiss-Fotografien zeigen Männer in Anzug und Krawatte, die in strömendem Regen über den Paradeplatz rennen. Oder die mit ernster Mine und der «Financial Times» unter dem Arm durch Konferenzräume hasten.
Die Bilder besitzen die Kraft, geradezu sinnbildlich für die dunkelsten Zeiten einer Branche zu stehen. Auch für diese Serie wurde Mark Henley 2012 als «Swiss Press Photographer» ausgezeichnet.