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Kunst Simples Medium, enorme Vielfalt: Zeichnungen in Winterthur

Räumlich nah waren sie sich schon immer: Nur der Stadtpark trennt das Museum Oskar Reinhart und das Kunstmuseum Winterthur. Jetzt präsentieren die beiden Museen erstmals ein gemeinsames Projekt. Mit einer kooperativen Ausstellung zeigen die Häuser, wie vielfältig Zeichnungen sein können.

Das Zusammenspiel der beiden Häuser verdankt sich eigentlich einem Zufall. Unabhängig voneinander arbeiteten Kunstmuseum Winterthur und Museum Oskar Reinhart an ihren Ausstellungen mit dem Thema Zeichnung. Sie entschlossen sich, zusammenzuspannen. So ist eine eindrucksvolle Auswahl an Zeichnungen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart zusammengekommen.

Im Kunstmuseum Winterthur verbinden sich feine Eukalyptuszweige, auf die weisse Wand gepinnt, zu stilisierten Frauenkörpern. Die Arbeit von Markus Raetz zeigt die intelligente Pointiertheit dieses grossen Schweizer Künstlers und Ironikers. Seine Arbeit stand für Ausstellungskuratorin Simona Ciuccio am Beginn der Ausstellung zum Thema Zeichnung, die jetzt unter dem Titel «CH-Variationen» zu sehen ist und die Werke aus dem Depot zeigt.

Die Ausstellungen

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Die Ausstellung « CH-Variationen » im Kunstmuseum Winterthur ist noch bis 30. August zu sehen, « Confrontation » im Museum Oskar Reinhart bis 6. September 2015.

Erzählen im kleinen Rahmen

Das Thema Zeichnung wird weit gefasst. Das zeigt schon die Arbeit von Raetz, die gut auch als Installation durchgehen würde. Und Raetz ist nicht die einzige Position, die deutlich von dem abweicht, was man sich traditionell unter Zeichnung vorstellt. Die Ausstellung ist sowohl von der Farbigkeit wie von den verwendeten Techniken her sehr bunt.

Peter Emch skizziert mit Bleistift Herr und Hund, die aus dem Fenster schauen. Valentin Magaro fantasiert mit technischer Perfektion futuristische Welten und exorbitante Lebewesen. Heiner Kielholz zeichnet mit Öl- und Wasserfarben auf Papier und David Chieppo erzählt mit Pastellkreide Ein-Bild-Geschichten. Dieses Erzählen im kleinen Rahmen ist eines der Charakteristika der Zeichnung. Und die Intimität mit dem Künstler. Die Formate sind oft eher klein. Die Details wollen erkundet werden. Die Zeichnung ist nicht angelegt, den Betrachter zu überwältigen. Sie will aus der Nähe angeschaut werden.

Erzählen über Zeitgrenzen hinweg

Auf Bildergeschichten trifft man auch im benachbarten Museum Oskar Reinhart. Hier sind die Zeichnungen zwar weniger farbig, dafür ist der Zeitrahmen im sanft beleuchteten Dachgeschoss des Museums Oskar Reinhart weiter offen. Die Ausstellung «Confrontation» präsentiert Werke aus der Sammlung aus dem 18. und 19. Jahrhundert im Dialog mit zeitgenössischen Kunstschaffenden, die zumeist einen biografischen Bezug zu Winterthur haben. Kuratorin Andrea Lutz hat zum Beispiel Nic Hess eingeladen, der als Manor-Preis-Gewinner bereits im Kunstmuseum Winterthur ausgestellt hat.

Im Museum Oskar Reinhart zeigt Hess eine Bilderwand mit Zeichnungen, die zum Teil auf Figuren wie Pinocchio Bezug nehmen. Zudem integriert er in diese Wand einzelne historische Arbeiten, etwa eine Bildergeschichte von Ferdinand Hodler, die kräftig am Mythos vom armen Künstler strickt und dabei eine Reihe von Selbstzitaten mit einbindet.

Kooperation unter Nachbarn

Die Ausstellung im Museum Oskar Reinhart wurde eingerichtet, um daran zu erinnern, dass die Zeichnungssammlung vor genau 50 Jahren in die Stiftung Oskar Reinhart überging. Zudem sollen künftig thematische Wechselausstellungen wie «Confrontation» die bisher praktizierte permanente Präsentation ablösen. So werden die empfindlichen Arbeiten auf Papier geschont. Und man wird verstärkt neuere Kunst in die Ausstellungen des Hauses integrieren können.

Diese Kooperation sei künftig ausbaufähig, sagt Marc Fehlmann, Direktor des Museums Oskar Reinhart. Das Winterthurer Museumkonzept verfolgt nämlich genau dieses Ziel: dass die Winterthurer Museen sich zusammenschliessen.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 11.5.15, 7.15 Uhr

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