Er arbeitet für Haute-Couture-Häuser wie Chanel, Armani, Prada. François Berthoud gehört in der Modeszene längst zu den ganz Grossen. Geboren wurde er 1961 in Le Locle, fürs Studium zog es ihn nach Frankreich, Italien und in die USA. Auch in Zürich hat er eine Zeit lang studiert.
Nun kehrt der erfolgreiche Modezeichner in seinen kleinen Heimatort nahe der französischen Grenze zurück. Das Musée des Beaux-Arts hat ihm eine Einzelausstellung eingerichtet. Nathalie Herrschdorfer, Direktorin des Museums, möchte damit die Grenze zwischen freier Kunst und angewandter Kunst ein wenig lockern.
Auftraggeber lieben ihn
Formal passt Berthoud überraschend gut in das grafisch orientierte Haus. Seine Illustrationen entstehen nicht mit elegant geschwungenem Pinsel oder lässig geführtem Bleistift, sondern in einem Mix aus Techniken, bei dem oft auch Druckverfahren eine Rolle spielen. Der künstlerische Modezeichner interessiert sich für alte Techniken und experimentiert gern mit neuen Verfahren.
Berthoud arbeitet mit Emaille auf Papier, mit Monotypien, also gedruckten Unikaten in Ölfarben, aber auch mit hochmodernen Pigmentdruckverfahren. Seine Arbeiten entstehen oft in langen Prozessen mit vielen einzelnen Schritten. Und bei aller Experimentierfreude hat Berthoud auch eine eigene Handschrift entwickelt, die von seinen Auftraggebern geschätzt wird. Wer ihn bucht, der sucht den Berthoud-Effekt.
Bilder mit Leuchteffekt
So wie er mit Techniken spielt, so frei ist François Berthoud auch in der Umsetzung der Motive. Mal haucht er nur ein wenig weisse Farbe aufs Papier um ein neckisch zartes Nichts aus Stoff anzudeuten. Mal zeichnet er Stilettos mit einer Art Röntgenblick, der im Innern der Schuhe ein Fussskelett sichtbar macht.
Manchmal variiert er ein Thema in verschiedenen Farben, mit unterschiedlich kolorierten Bildgründen. Besonders raffiniert wirken seine Arbeiten auf sattschwarzem Grund, auf denen skizzenhafte Kleider oder Pumps mit Spikes gleichsam aus sich herauszuleuchten scheinen.
Goldene Schuhbänder
Besonders deutlich zeigt sich Berthouds Lust am Spiel in einer Reihe kleinformatiger Collagen, die zum Teil dreidimensionalen Charakter haben. Hier baut er Plüsch- und Pelzstreifen ein, schnürt einen gezeichneten Stiefel mit einem realen Goldfaden und bekleidet einen fröhlich grinsenden Knochenmann mit sauberen, weissen Pompons aus Papier. Das Morbide liegt ihm ebenso wie die branchenübliche Verknappung weiblicher Reize aufs Wesentliche. Berthouds Arbeiten können beides sein: sexy und schräg.
François Berthouds Modezeichnungen sind eindeutig keine funktionalen Anleitungen zum Nachschneidern von Kleidern, Strümpfen, Blusen. Es sind vielmehr Bilder, die Stimmungen einfangen, Ideen, ein bestimmtes Lebensgefühl. Sie sind verführerisch und oft ein wenig theatralisch. In der Modeindustrie gehe es darum Träume zu verkaufen, sagt Nathalie Herrschdorfer. Und Berthoud weiss, wie man Träume auf Papier bannt.