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Prouvost auf der Bühne, lacht und streckt abwehrend die Hände in die Höhe.
Legende: «Ich fühle mich angenommen»: Laure Prouvost bei der Verleihung des Turner Prize. Keystone

Kunst Turner Prize für Laure Prouvosts schöne Kunst des Miteinander

Der Wettbewerb um den diesjährigen Turner Prize für zeitgenössische Kunst endete mit einer Überraschung: Ausgezeichnet wurde die Multimedia-Künstlerin Laure Prouvost aus Frankreich. Und das im nordirischen Derry-Londonderry. Insgesamt war der Turner Prize 2013 so politisch wie nie zuvor.

Es war fast alles wie letztes Jahr beim Turner Prize: Wieder ging die Siegerprämie an eine Frau und wieder wurde eine Filmemacherin geehrt. Und doch war dieses Mal vieles anders. Zum Beispiel die Short-List der vier Endrunden-Kandidaten: Noch nie war sie so «international» besetzt wie 2013.

Der Turner Prize 2013

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Seit 1984 wird der Turner Prize vergeben. Die Auszeichnung ist benannt nach dem Maler J.M.W. Turner. Sie ist insgesamt mit 40‘000 Pfund, knapp 60‘000 Franken, dotiert. Die Ausstellung und die Preisverleihung fanden im nordirischen Derry-Londonderry statt, Grossbritanniens Kulturhauptstadt 2013.

Ausgezeichnet wurde die in Lille geborene Laure Prouvost. Die Französin lebt seit zehn Jahren in London. Sie erhielt den Preis für ihre Videoinstallation «Wantee», die im Januar im Rahmen einer Kurt Schwitters-Ausstellung in der Londoner Tate Britain zu sehen war.

«Herausragend und bewegend»

Zu ihrer rasant geschnittenen, oft absurd anmutenden 50-minütigen Filmcollage liess sich die Künstlerin von Schwitters’ berühmtem «Merzbau» inspirieren. Prouvosts Film erzählt die erfundene Begegnung ihrer Grosseltern mit dem deutschen Dadaisten in dessen Exil in England.

Die Videoprojektion ist eingebunden in eine bühenbildhafte Rauminstallation, die den Galeriebesucher in eine pseudo-autobiografische Fantasie- und Gegenwelt entführt. Die Darstellung einer fiktiven Teestunde wertete die fünfköpfige Jury als «herausragend und bewegend».

Erstmals nominierte die Jury eine afrikanische Künstlerin

In einer ersten Reaktion zeigte sich die Preisträgerin von der Jury-Entscheidung völlig überrascht. «Danke, dass ihr mich ‹adoptiert› habt, dass ihr eine Französin genommen habt, ich fühle mich in Grossbritannien akzeptiert», sagte Prouvost. «Dieses Land hat mich aufgenommen und mir erlaubt, meine Arbeit zu entwickeln, und dafür muss man Chancen bekommen.»

Nominiert waren neben Prouvost der deutsch-britische Performance-Pionier Tino Sehgal, der schottische Zeichner, Trickfilmer und Bildhauer David Shrigley und – erstmals in der Geschichte des Turner Prize – eine afrikanische Künstlerin: Die figurative Malerin Lynette Yiadom-Boakye. Sie stammt aus Ghana.

Kultur als «Friedensdividende»

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Ein Novum war auch dies: Erstmals gastierte der Turner-Wettbewerb ausserhalb Englands. Austragungsort von Kandidatenschau und Siegerehrung war die nordirische Provinzmetropole Derry-Londonderry. Die Stadt feiert sich dieses Jahr als britische Kulturhauptstadt . Das Turner-Turnier bildete einen der Höhepunkte des Festivalprogramms. Ausgestellt sind die Arbeiten der Shortlist-Kandidaten (bis 5. Januar 2014) in einer zur Galerie umgebauten ehemaligen britischen Militärkaserne .

Auch diese Standortentscheidung signalisiert, worum es den Organisatoren des Kulturstadtjahres vor allem geht: Den Brückenschlag zwischen ehemals verfeindeten Bevölkerungsgruppen und Konfessionen in einer Region, die sich noch immer vom Terror des Nordirlandkonflikts erholt. Vor diesem Hintergrund erhält auch der Turner Prize erstmals einen politischen Stellenwert als Impulsgeber und «Friedensdividende» in der einstigen Unruheprovinz Ulster.

Kunst des Miteinander

Legendäres «LegenDerry»: Mit diesem Slogan lockt Derry-Londonderry noch bis Jahresende die Kunstinteressierten an den River Foyle. Die «City of Culture» und das Tate-Direktorium dürfen eine erste positive Bilanz ziehen. Selten präsentierte sich ein Turner-Wettbewerb so weltoffen und publikumsnah wie hier. Und selten sah sich das Publikum so involviert und ernst genommen wie beim Tee mit Turner und Co. Früher setzte der Wettstreit auf Schocks und Sensationen, heute pflegt man die schöne Kunst des Miteinander und des Dialogs – über (fast) alle Grenzen hinweg.

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