Für Philippe Bischof, Leiter der Pro Helvetia, ist die Sache klar: Kunstschaffende haben nicht die Aufgabe, den Klimawandel zu thematisieren. «Wenn sie sich mit der Klimafrage beschäftigen wollen, finde ich das grossartig. Aber es kann nicht sein, dass man Kunstschaffenden Aufgaben gibt.»
Bischof ist überzeugt: Wenn sich Künstlerinnen und Künstler dafür entscheiden, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen, habe das eine Wirkung beim Publikum: «Zum einen berühren und sensibilisieren mich die Arbeiten für Fragestellungen, die ich bislang nicht hatte. Zum anderen informiere ich mich auf eine andere Art, als wenn ich einen Text lese oder ein Interview höre.»
Im Idealfall, sagt Bischof, gehen die Zuschauer aufgewühlt und mit Fragen im Kopf aus dem Film oder der Theatervorführung. Das sei das Potenzial von Kunst, wenn sie sich gesellschaftlicher oder ökologischer Probleme annehme.
Was gute Öko-Kunst braucht
Damit der Funke überspringe, müssten für Philippe Bischof zwei Dinge gewährleistet sein. Zum einen müssten die Kunstschaffenden authentisch sein. Das heisst, wer in seinen Projekten zum Klimaschutz aufruft, sollte nicht im Flieger um die Welt jetten.
Zum anderen müssten die Arbeiten deutlich machen, wie komplex Probleme wie der Klimawandel sind: «Gute Kunst nimmt gesellschaftliche Schwierigkeiten ernst, zeigt Widersprüche auf und suggeriert nicht einfache Lösungen.»
Konkrete Praxisvorschläge gefragt
Das sind hehre Ziele. Kommen diese Botschaften bei den richtigen Leuten an? Man könnte zumindest annehmen, dass sich Menschen, die sich für Klima und Kunst interessieren, der Problematik bewusst sind.
Dieses Argument lässt Philippe Bischoff nicht gelten: «Es geht um die konkrete Praxis. Ich glaube nicht, dass kunstaffine Menschen ökologischer sind als andere.»
Zudem gebe es genügend Menschen, die zwar für den Klimawandel sensibilisiert sind, aber nicht entsprechend handeln: «Man muss ja auch selbstkritisch fragen: Wie gut ist man sensibilisiert? Für mich ist das erst erreicht, wenn ich über mein eigenes Verhalten kritisch nachdenke und auch bereit bin, es zu ändern.»
Wie viel Kunst in Sachen Klimaschutz bewirken kann, sagt Bischof, liegt letztlich nicht in der Verantwortung der Künstlerinnen und Künstler, sondern in der Verantwortung eines jeden einzelnen.
Übrigens: Unabhängig vom künstlerischen Inhalt prüft Pro Helvetia ab 2022 bei allen Förderanträgen von Künstlerinnen und Künstlern, ob die Produktionsbedingungen der eingereichten Projekte ökologisch und nachhaltig sind.