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Kunst «Unterirdisch»: spektakuläre Blicke in die Tiefe

Tunnels, geheime Bunker, unterirdische Archive – das Bauen unter dem Boden ist in der Schweiz allgegenwärtig, wenn auch unsichtbar. Eine Ausstellung im Museum für Gestaltung befördert die Unterwelt nun ans Tageslicht.

Der Untergrund hat keine äussere Struktur: Räume unter dem Boden haben nur eine Innenhaut, niemals eine Aussenseite. Es sind versteckte Räume ohne Architektur. Räume ohne Tageslicht, ohne Wetter und Jahreszeiten. In gewisser Weise gesichtslose Räume, stabil gebaut, fast für die Ewigkeit. Die neue Ausstellung «Unterirdisch – Das Spektakel des Unsichtbaren» im Zürcher Museum für Gestaltung bringt uns diese Räume mit Bildern, Modellen, Filmen und Grafiken näher.

Das Museum wird zum dunklen Labyrinth

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Die Ausstellung ist in sieben Räume und Themen aufgeteilt. Geschickt wird man durch einen Rundgang geschleust, die dunkel gestrichenen Räume sind durch weisse Gänge verbunden. Das ansonsten weitläufige Museum ist unterteilt, wirkt fast labyrinthisch – hätte man nicht einen Plan bei sich, der zeigt, wo es langgeht. Die Anlehnung an den Untergrund ist offensichtlich, und so taucht man tatsächlich ein in die Welt unter Tage.

Wir sehen Fotos von verschiedenen Wasserreservoirs, Bilder von Zürcher Fussgängerunterführungen, die es nicht mehr gibt, oder zu Archiven umgebaute Militärbunker. Das Museum zeigt Pendler, wie sie täglich unter die Erde gehen, um schnell von A nach B zu kommen, und Filme, die im Untergrund spielen. Wir sehen unterirdische Gebäude, von namhaften Architekten gebaut: Spektakulär etwa das Museum von Tadao Ando auf einer hügeligen Insel, gänzlich in die grüne Wiese versenkt – nur Fenster am Boden lassen erahnen, dass grosse Hallen darunter liegen.

Der Untergrund birgt auch Geheimnisse

Das Spektrum der Exponate ist breit. Es fällt auf, dass die Herangehensweise eine stark dokumentarische ist. Der Kurator Andres Janser hat ganze Arbeit geleistet und verschiedenste «Beweisstücke» für die hohe Präsenz der Menschen im Erdreich zusammengetragen. Ein Dokumentarfilm von Nicolas Steiner zeigt Obdachlose, die im Stollensystem von Las Vegas wohnen, und grossformatige Fotos zeugen von der Verwandlung eines alten Lagerraums in eine Halfpipe.

Die Umnutzung von unterirdischen Räumen ist ein wichtiges und spannendes Thema der Ausstellung. Aber wir entdecken auch die geheimnistuerische Seite. Als Chalets getarnte Militärbunker oder das Sitzungszimmer der FIFA, das unter dem Boden liegt und aussieht wie der War Room in Stanley Kubricks Film «Dr. Strangelove» (der ebenfalls in der Ausstellung gezeigt wird). Wir sehen einen «Tagesschau»-Beitrag aus dem Inneren des Goldlagers der Schweizerischen Nationalbank. Wo es liegt, erfahren wir nicht. Niemand weiss es, niemand darf es wissen.

Unsichtbares sichtbar machen

Die Ausstellung ist inspirierend, besonders auch für Menschen, die sich für Architektur, Raumplanung und verdichtetes Bauen interessieren. Anhand von Zürich wird dargestellt, wie man den Untergrund nutzen und verschönern kann.

Was der Ausstellung ein wenig fehlt, sind Momente, in denen die emotionale Komponente des Untergrunds zum Tragen kommt. Denn wir alle haben Gefühle für das Reich unter dem Boden: Wir fürchten uns vor seiner Geschlossenheit, wir suchen seinen Schutz oder verachten seine Geheimniskrämerei – kalt lassen die kühlen Räume unter der Oberfläche jedenfalls niemanden.

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