Kunst - Yang Fudong: Träumerische Bilder einer verlorenen Generation
Die Dokumenta XI 2002 und die Biennale in Venedig 2007 haben den chinesischen Künstler Yang Fudong international bekannt gemacht. Jetzt präsentiert die Kunsthalle Zürich eine erste Übersichtsschau zum Werk des 41jährigen. Darin spiegelt sich eine verunsicherte Generation junger Chinesen.
1971 in Peking geboren, wurde Yang Fudong an der China Academy of Fine Arts in Malerei ausgebildet. Ab 1995 wurden seine Arbeiten an vielen Ausstellungen in China und England gezeigt. Die Ausstellung in der Kunsthalle Zürich ist die erste Übersichtsausstellung zu seinem Werk in einer europäischen Institution. Er lebt und arbeitet in Shanghai.
Mrs Huang, die Protagonistin einer Fotoserie Yang Fudongs, ist ein echtes Partygirl. Sie lacht, amüsiert sich, umgeben von smarten jungen Männern. Die Fotos der fiktiven Mrs Huang erinnern an Bilder aus der Klatschpresse. Wäre da nicht der sanfte Schmelz der Nostalgie, der den Schwarz-Weiss-Bildern alles Grelle nimmt. Mrs Huang scheint aus der Zeit gefallen.
Der Titel der Serie «Mrs. Huang at M last night» lässt mehr offen, als er erklärt. An welchem Ort, zu welcher Zeit Mrs. Huang ihre Partys feiert, der Betrachter erfährt es nicht. Vielleicht ist die schöne Party nur ein Traum. Yang Fudong lässt das bewusst offen.
Chinas verlorene Generation
Yang Fudong ist ein Meister der Andeutungen. Beeinflusst vom Film Noir inszeniert er gern nächtliche Szenen, um eine Stimmung der Ungewissheit zu erzeugen. Der in Shanghai lebende Künstler reflektiert so die Unsicherheit seiner Generation. Einer Generation junger Chinesen, die verloren sind zwischen den Konsumversprechungen des Westens, den Auswirkungen des Kommunismus und der chinesischen Geschichte, die mit der Kulturrevolution gekappt wurde.
Luxus-Träume und Natur-Idyllen
Die Protagonisten in Yang Fudongs Werken flüchten sich in Luxus-Träume oder in die Idylle der Natur. In Venedig erregte er mit dem Video «Seven Intellectuals in a Bamboo Forest» Aufmerksamkeit. Die Arbeit bezieht sich auf eine chinesische Geschichte um Gelehrte, die sich im 3. Jahrhundert aus der geistlosen Stadt in den Wald zurückziehen. Diese Arbeit ist in Zürich zwar nicht zu sehen, doch Yang Fudong inszeniert das Thema Flucht in die Natur in zahlreichen Variationen.
Er bezieht sich dabei auf traditionelle chinesische Malerei und Gartengestaltung und zeigt Naturräume, die kulissenhaft wirken. Die Menschen, die Yang Fudong in diese Gärten setzt, tragen meist eine irritierende Teilnahmslosigkeit zur Schau.
Yang Fudong vergleicht sie mit Gästen an einer geselligen und üppigen Tafel, an der sich plötzlich ein tiefes Schweigen ausbreitet. Ein Schweigen, in dem eine abgründige Leere und Verlorenheit des Seins mitschwingt.
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