Einmal, als er Anfang 1980er den Assuan-Staudamm in Ägypten fotografieren wollte, wurde Melk Imboden sogar mit einer Waffe bedroht. Direkt unters Kinn hielten die ägyptischen Soldaten ihm das Gewehr. Aus Angst vor Sabotage war jegliches Fotografieren strengstens verboten.
Fotos vom Staudamm gibt es nicht in der Ausstellung «Zeitreisen» im Haus für Kunst Uri. Unzählige andere Fotografien jedoch entführen uns in seine Abenteuergeschichten. In fast anachronistische Geschichten. Denn heutzutage reist die halbe Welt in eben dieser, unserer Welt umher. Und fotografiert alles, was vor die Linse stolpert, Smartphones und Foto-Apps sei Dank.
Imboden fotografiert nur analog
Melchior Imboden hingegen ist seit Ende der 1970er-Jahre auf Reisen, er fotografiert nur analog. Und seine Schwarz-Weiss-Bilder zeugen davon, dass es früher bedeutend beschwerlicher war, fremde Ländern und Kulturen zu entdecken.
Eindrücklich erzählen seine Zeitdokumente zum Beispiel von den Völkern Südamerikas und ihrer Geschichte, indem sie Alltagsdetails fokussieren. Eine Serie aus den 1990er-Jahren zeigt Menschen auf einem der grössten indigenen Märkte Boliviens: dem Markt von Tarabuco auf 3200 Meter Höhe.
Wir sehen windgegerbte, scheue, sich abwendende Gesichter. Viele tragen den «montera», einen Hut aus Rindsleder, der den Sturmhauben der spanischen Eroberer nachempfunden ist. Viele von ihnen arbeiten in der riesigen Silbermine von Potosi, kauen Coca-Blätter, um die harte Arbeit durchzustehen – und viele sind vermutlich bereits an Lungenzirrhose erkrankt oder gestorben.
Imbodens Zeitdokumente sind Teil eines grossen Abenteuers: fremde Kulturen zu entdecken und kennenzulernen. Das hat Imboden noch immer nicht losgelassen.