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Kunstmarkt China Schweizer Galerist in Peking: «Ausstellungen werden überwacht»

Die Umstände für Kunstschaffende in China haben sich immer mehr verhärtet, sagt René Meile.
Ein Gespräch mit dem Schweizer Galeristen, dessen Familie seit 15 Jahren in Peking zeitgenössische Kunst ausstellt.

René Meile

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Der Schweizer Galerist René Meile ist der Sohn des Galeriegründers Urs Meile und Kenner der chinesischen Kunstszene. Die Urs Meile Galerie für zeitgenössische Kunst in Luzern wurde 1992 gegründet, die in Peking 2006.

SRF: Die Galerie Urs Meile arbeitet seit 2006 in Peking. Wie hat sich die Stimmung in der Kunstszene und die Arbeit als Galerist seither verändert?

René Meile: Die Kontrollen haben zugenommen. Gerade wenn man das vergleicht mit der Zeit vor den Olympischen Spielen 2008, als wir hier begonnen haben. Damals war zeitgenössische Kunst noch kaum auf dem Radar der Regierung.

Bild mit Menschen mit Fernglas
Legende: Wer hat hier wen auf dem Radar? Ausstellung in der Urs Meile Galerie in Peking, 2007. Keystone / EPA / DIEGO AZUBEL

Und heute?

Die Szene der zeitgenössischen Kunst, in der wir uns bewegen, ist relativ klein. Sie steht nicht zuoberst auf der Prioritätenliste der Regierung. Dennoch: Ausstellungen werden überwacht. Inhalte werden kontrolliert.

Es kann durchaus vorkommen, dass ein Regierungsbeamter einen Galeristen auffordert, ein Bild abzuhängen.
Autor: René Meile Galerist in Peking

In der Produktion dagegen wird relativ wenig kontrolliert. Da sieht es ja niemand.

Gilt das für chinesische oder europäische Künstlerinnen?

Das gilt für beide. Schwierigkeiten kann es immer dann geben, wenn man Kunst ausstellt oder wenn man Kunst exportieren oder importieren will.

Ausstellung von Kunstobjekten, Besucher bewundern Bilder
Legende: Besucher der Urs Meile Galerie in Peking betrachten Werke von den Schweizer Kunstschaffenden Caroline Bachmann und Stefan Banz im Jahr 2007. Keystone / EPA / DIEGO AZUBEL

Ihre Galerie musste nach 15 Jahren ihre Räume im dörflich anmutenden Quartier Caochangdi am nödlichen Rand von Peking verlassen. Warum?

Die Galerie hatte für das Grundstück einen Mietvertrag, der bis 2025 gültig war. Schliesslich hat die Verwaltung uns aufgefordert, auszuziehen.

Wahrscheinlich geht es einfach nur darum, dass die Regierung das Grundstück heute für viel mehr Geld vermieten kann.


Jetzt haben Sie neue Räume im Kunstviertel Art District 798, 10 Minuten mit dem Auto entfernt. Es gibt Gerüchte, dass die chinesische Regierung dort versucht, den Kunstmarkt Pekings zu bündeln – um ihn besser unter Kontrolle halten zu können. Wie erleben Sie das?


Das Art District 798 ist ein ehemaliges Industrieviertel und zieht viele Besucherinnen und Besucher an. Ein Grossteil der Galerien sind mittlerweile hier. Es gibt also eine deutliche Tendenz, dass sich der Markt auf dieses Viertel konzentriert.

Das Gespräch führte Alice Henkes.

Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 11.02.2021, 17:58 Uhr ; 

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