Ganz freiwillig hat die Post nicht begonnen, sich für Kunst zu interessieren: Das wurde vom Bund verfügt, mit einer Verordnung von 1924. Darin war geregelt, dass Bundesbetriebe die schweizerische Kunst zu fördern hätten.
Rund 450 Kunstwerke umfasst die Kunstsammlung mittlerweile: vornehmlich Bilder, nur wenige Objekte. Es handelt sich schliesslich um eine Firmen-Kunstsammlung. Die Werke hätten aber nicht in einem Depot geschlummert, sondern seien in den Postverwaltungsgebäuden platziert worden.
«Die Zeit ist gekommen, die Türen zu öffnen»
Aber wer geht schon zum Hauptsitz der Post und klopft an eine Bürotüre, um ein oder zwei Bilder zu bestaunen? Das hat man auch bei der Post gemerkt. So sagt Diana Pavlicek, Leiterin der Fachstelle Kunst der Schweizerischen Post, dass man anlässlich der 100 Jahre Fördertradition auch die Bevölkerung am Engagement der Post teilhaben lassen will.
«Es ist jetzt die Zeit gekommen, die Türen zu öffnen», so Pavlicek. Man werde schweizweit auf verschiedene Institutionen zugehen und versuchen, gemeinsam Kooperationsausstellungen umzusetzen. Soweit das Konzept.
Auftakt in Chur – nächste Station: Bellinzona
Die erste Ausstellung mit Beteiligung der Post fand im Sommer in Chur statt, jetzt ist Bellinzona an der Reihe. Die Ausstellungen sind immer anders. Als Carole Haensler, die Direktorin des Museo Villa dei Cedri die Anfrage für diese Kooperationsanfrage der Post bekam, war sie allerdings zuerst etwas zurückhaltend.
Man hatte für die Ausstellung im Herbst bereits das Thema bestimmt, sagt Haensler: «Giardino di Acclimatazione – Garten der Akklimatisierung». Ein Thema, das gut in den Süden und gut zur Villa dei Cedri passe, sagt die Museumsdirektorin. Denn der Garten, in welchem die Villa in Bellinzona steht, leide bereits unter dem Klimawandel.
Neuere Werke der Postsammlung ausgewählt
Einige Künstlerinnen und Künstler waren auch schon von der Direktorin eingeladen worden. Carole Haensler habe deshalb vor allem neuere Werke der Postsammlung ausgewählt, welche zum Thema Klimawandel und Anpassung, beziehungsweise «Akklimatisierung» und Wandel im Allgemeinen passten.
Nun präsentiert sich die Ausstellung mit 40 Werken aus der Sammlung der Schweizerischen Post und rund 30 Gemälden, Drucken, Skulpturen und Fotografien aus den Beständen des Museums. Dazu kommen einige Leihgaben. Sie zeigen zum Beispiel auf, wie die Gletscher verschwinden oder wie die Hitze alles versenkt.
Auch im nächsten Jahr geht es weiter mit den Postausstellungen. Wo und in welchem Rahmen das sein wird, will man aber noch nicht verraten.