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Roman Lipskis Muse ist eine Software
Aus Kultur Webvideos vom 21.03.2019.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 17 Sekunden.
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Mensch, Maschine, Malerei Von der künstlichen Muse geküsst

Künstliche Intelligenz als Inspirationsquelle nutzen? Unbedingt, sagt Maler Roman Lipski.

Vor drei Jahren hat der deutsch-polnische Künstler Roman Lipski begonnen, seine Malerei einem Computer zu verfüttern. Genauer einer Software.

Sie besteht aus verschiedenen Algorithmen und lernt, wie Farbe, Komposition, Kontraste und Strukturen in Lipskis Bildern funktionieren. Am Ende spuckt sie neue Werke aus: Im Stil von Lipski, nicht aber vom Künstler gemalt.

Seine Bilder malt Roman Lipski auch heute noch immer selber. Die Resultate der künstlichen Intelligenz prägen aber seine Arbeitsweise stark, wie Lipski selber sagt: «Die Bilder, die der Algorithmus hervorbringt, zeigen interessante Aspekte meiner eigenen Malerei.»

Auf die Ergebnisse hätte er vielleicht auch selbst kommen können. Dafür bräuchte er aber viel mehr Zeit – «ein paar Leben vielleicht», so Lipski.

«So passiert alles im Schnelltempo.» Das bedeutet für Lipski gleichzeitig eine Entschleunigung seiner Arbeit: «Es hilft mir, auf das Wesentliche zu kommen.»

Seit Lipski sich von seiner «künstlichen Muse», wie er sie nennt, inspirieren lässt, spart er nicht nur Zeit. Seine Bilder sind leuchtender, farbiger und abstrakter geworden.

Bis heute speist Roman Lipski der Software seine Bilder ein. Ein ganzes Team im Hintergrund kümmert sich darum, dass die Algorithmen immer mehr dazu lernen – und sich auch an den Geschmack des Malers anpassen.

Porträt Roman Lipski
Legende: «Durch die Künstliche Intelligenz bin ich mutiger geworden», sagt Roman Lipski. Hannes M. Meier

Diesen technischen Teil des Projektes leitet Florian Dohmann. Er erklärt den Prozess so: «Jedes Bild besteht aus der Sicht des Programmes aus einer grossen Matrix von Zahlen. In der Software haben wir die Möglichkeit, bestimmte Stellschräubchen zu stellen. Je nachdem, wie diese Stellschräubchen gestellt werden, sieht der Output anders aus.»

Porträt Florian Dohmann
Legende: Technologe und Künstler zugleich: Florian Dohmann. Hannes M. Meier

Wie diese Ergebnisse aussehen sollen, erlernt das System mit der Zeit – unter anderem, indem es in den letzten Jahren Feedback von Roman Lipski bekommen hat.

Sammler alter Schule sind skeptisch

Die Arbeit mit der künstlichen Muse hat Roman Lipski zu einer neuen Aufmerksamkeit verholfen. Nicht alle sind aber von seinem neuen Werk überzeugt, erklärt der Maler: «Die Sammler alter Schule sind skeptisch. Es ist für sie schwer nachvollziehbar.» Käufer hat Lipski unterdessen andere, meistens jüngere gefunden.

Ebenfalls fasziniert von dieser neuen Kunstart ist Sabine Fischer. Sie ist Professorin für Ideenökonomie an der Basler Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW. Sabine Fischer ist von Roman Lipski und Florian Dohmann begeistert.

Porträt Sabine Fischer
Legende: Sabine Fischer ist Dozentin an verschiedenen Hochschulen – unter anderem am Basler Hyperwerk. Joachim Gern

«Für mich ist der Gedanke spannend, weil Künstliche Intelligenz gerne verkürzt betrachtet wird», so Fischer: Verkürzt, weil sie als Gefahr beschrieben werde.

KI ist keine fremde Macht

«Das Kunstprojekt ist eine unglaublich schöne Zugangsart, um sich die KI zunutze machen» – und ihr nicht ausgeliefert sein. Das ist für Sabine Fischer der entscheidende Punkt: «Die Künstliche Intelligenz ist keine fremde Macht. Sie ist von uns selbst erschaffen. Was der Mensch schafft, kann er auch irgendwie handhaben.»

Genau das machen Roman Lipski und sein Team: Sie haben eine Muse geschaffen, die dem Künstler zu einer neuen Bildsprache verholfen hat.

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Am Abend des 27. März kommen Roman Lipski und Florian Dohmann in die Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Münchenstein bei Basel und zeigen, wie die Werke entstehen.

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