Die bekannte schweizerisch-französische Fotografin Sabine Weiss ist tot. Sie starb im Alter von 97 Jahren in Paris.
Humanistische Fotografin
Über fast acht Jahrzehnte lang hielt Weiss den gesellschaftlichen Wandel in ihren Bildern fest. Sie galt als letzte Vertreterin der französischen Schule der humanistischen Fotografie, der auch so berühmte Kollegen wie Robert Doisneau, Willy Ronis oder Brassaï angehörten.
Bekannt war die Pionierin der Nachkriegsfotografie auch für ihre Modeaufnahmen in der «Vogue» sowie für ihre Porträtfotos, darunter der Komponisten Benjamin Britten und Igor Strawinsky oder des Malers Fernand Léger. Zu ihren Kunden gehörten neben der «Vogue» auch «Newsweek», «Time», «Life», «Esquire» und «Paris Match».
«Ich war Foto-Handwerkerin»
«Von Anfang an musste ich von der Fotografie leben, sie war nichts Künstlerisches», sagte die Künstlerin 2014 in einem Interview. «Es war ein Handwerk, ich war Foto-Handwerkerin». Gleichzeitig war sie der Auffassung, ein gutes Foto müsse «berühren, gut komponiert und schlicht sein». Die Gefühle der Protagonisten müssten «ins Auge springen».
Ihre Werke wurden in rund 160 Ausstellungen weltweit gezeigt und hängen in den ständigen Sammlungen bedeutender Museen – darunter das Museum of Modern Art und das Metropolitan Museum of Art in New York sowie das Centre Pompidou in Paris.
Sabine Weiss wurde 1924 in schweizerischen Saint-Gingolph (VS) geboren. Mit zwölf Jahren kaufte sie ihre erste Kamera, mit 16 Jahren begann sie eine Lehre in einem renommierten Genfer Fotostudio. Nach dem 2. Weltkrieg zog sie nach Paris und wurde 1995 als Französin eingebürgert. Seit 1949 hatte sie ihre Werkstatt am Boulevard Murat eingerichtet.
Archiv soll nach Lausanne gehen
Für ihre Arbeit wurde sie mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt. 1999 wurde sie zur «Officiers des Arts et des Lettres» ernannt, 2018 erhielt sie den Lifetime Award der Swiss Photo Academy und 2020 den «Women in Motion Award for Photography».
Sabine Weiss hat bestimmt, dass ihr Archiv nach ihrem Tod vom Musée de L'Elysée in Lausanne betreut werden soll. Das Archiv umfasst über 200'000 Negative, Kontaktabzüge, Drucke und Dias.