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Kunst Münchner Kunstfund: Hilfe aus Amerika?

In den USA löst der Bilderfund in München Euphorie aus. Das US-Aussenministerium fordert ein vollständiges Werkverzeichnis. Im Nationalarchiv in Washington wurde eine bisher unbekannte Liste einer alliierten Spezialeinheit von 1950 gefunden, sie könnte bei der Aufklärung helfen.

Freude herrscht in den Vereinigten Staaten über den spektakulären Bilderfund in München. Jedenfalls bei manchen. Die US-Medien, von den Provinzblättern bis zu CNN, sind glücklich, zur Abwechslung über etwas anderes als Barack Obamas kränkelnde Gesundheitsreform berichten zu können. Sie zitieren mit Wonne die beeindruckenden Zahlen und die bisher noch mageren Fakten: 1400 von den Nationalsozialisten konfiszierte Werke im Wert von über einer Milliarde Dollar. Viele Fragen sind ungeklärt und somit bleibt es krimimässig spannend!

Die kunstbeflisseneren Journalisten feiern das Wiederauftauchen und die Existenz von Meisterwerken in der geheimen Sammlung des Cornelius Gurlitt. Michael Kimmelmann, der Kulturreporter der New York Times, schwärmt in einem elegischen Artikel von der Beständigkeit der Kunst. «Kunst lässt sich nicht auslöschen», frohlockte er. Sein Kollege Peter Schjeldahl vom Magazin The New Yorker spricht schlicht von einem Fest für die Augen, das uns da erwarte, angesichts der Fotos von einigen der entdeckten Werke.

«Monuments Men», die Kunstjäger der Alliierten

Andere beklagen, dass bisher nicht mehr Fotos von sämtlichen Werken veröffentlicht wurden. Immer mehr amerikanische Anwälte, die sich auf die Rückerstattung von unter Hitler verschollener Kunst spezialisiert haben, melden sich im Namen der Erben von Nazi-Opfern zu Wort und fordern die Veröffentlichung einer vollständigen Liste. Mit demselben Anliegen hat sich inzwischen auch das US-Aussenministerium bei den deutschen Behörden gemeldet.

Eine Liste, wenngleich eine andere, gibt es allerdings. Diese Woche sind Vertreter des Holocaust Art Restitution Project (HARP) im Nationalarchiv in Washington auf ein Verzeichnis gestossen, das alliierte Soldaten, Kunsthistoriker und Kuratoren im Jahr 1950 erstellt hatten. Die «Monuments Men», wie die Spezialeinheit genannt wurde, versuchten in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges in Deutschland so viele Kunstgegenstände wie nur möglich sicherzustellen. In Gewahrsam nahmen sie dabei laut dem Verzeichnis auch Werke aus dem Lager eines gewissen Hildebrand Gurlitt, Cornelius Gurlitts Vater.

Wie genau und weshalb Gurlitt die Werke zurückerhielt, ist noch unklar. Immerhin aber, so Marc Masurovsky vom HARP, könne die Liste der «Monuments Men» bei der Identifikation von Teilen des Münchner Fundes helfen.

Bald als Thriller in den Kinos

«Wer spielt die Hauptrolle?», fragte Peter Schjeldahl und spekulierte in seinem New Yorker-Kommentar über die popkulturelle Verwertbarkeit des Kunst-Knüllers. Matt Damon und Bill Murray, lautet die Antwort. Im Frühjahr kommt ein von George Clooney produzierter Film in die Kinos, der auf Robert Edsels Sachbuch-Bestseller «The Monuments Men: Allied Heroes, Nazi Thieves and the Greatest Treasure Hunt in History» basiert. Eine Fortsetzung ist bestimmt schon in Arbeit.

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