Vorweihnachtszeit ist Erzählzeit, sagt Franziska Dürr. Beim Stichwort «Advent» denkt die Kunstvermittlerin sofort an ihre Kindheit zurück. «Wir haben immer um den Adventskranz gesessen, Vater hat uns Geschichten vorgelesen, und wir haben die Tannenzweige in die Flammen gehalten.»
Vielleicht war es genau diese Erinnerung, die Franziska Dürr einen Adventskalender gestalten liess. Und zwar einen etwas anderen.
Von allen für alle
Franziska Dürr hat 2017 das Musée Imaginaire Suisse eingerichtet. Auf der Internet-Plattform sind Geschichten versammelt, die Besucherinnen und Besucher zu Museumsobjekten erfunden haben.
Jetzt haben Franziska Dürr und ihr Team das Musée Imaginaire Suisse in einen digitalen Adventskalender verwandelt. Auf der Website finden sich 24 Türchen und hinter jedem steckt eine Geschichte, erzählt von fantasiebegabten Museumsgästen.
Der Adventskalender für Kunstfreundinnen und Freunde
Die Sache mit dem Samichlaus
Da wäre zum Beispiel die Sache mit den Stiefeln des heiligen Sankt Nikolaus , deren Schnürsenkel fehlen. Die Geschichte, so Franziska Dürr, gehe der Frage nach, was der Nikolaus alles angestellt haben könnte mit den Schnürsenkeln.
Die Stiefel, die einen Gast zu dieser Geschichte haben anregen lassen, stehen im Gemeindemuseum Rothus im St. Gallischen Oberriet. Das Beispiel zeigt: Interessante Objekte, die zu Geschichten anregen, lassen sich auch in kleineren Museen entdecken.
Einladung zur Schatzsuche
Der Online-Adventskalender des Musée Imaginaire will auch dazu anregen, auf Schatzsuche zu gehen. Museen zu erkunden, in denen man noch nie war.
Ideal fände Franziska Dürr, wenn am Ende 24 Geschichten aus 24 verschiedenen Museen im Adventskalender stecken würden. Aber sie will nichts vorgeben, nichts lenken. Sie vertraut auf die Entdeckerlust und die Fantasie der Menschen, die am Kalender mitwirken.
Und weil die allermeisten Museen ihre Schätze längst digitalisiert haben, sollte auch die Corona-Pandemie kein Problem sein. Das Konzept würde auch funktionieren, wenn jetzt alle Museen geschlossen werden.
«Dann müssen wir eben in den digitalen Archiven graben», sagt Franziska Dürr.