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Kunst «museumsplattform nrw» erklärt moderne Kunst im Netz

Wie kann man Kunst adäquat im Netz abbilden? Die für den Grimme Online Award nominierte «museumsplattform nrw» zeigt und erklärt in schlichter Form über 500 Kunstwerke der Moderne und der Gegenwart.

Wie oft steht man vor einem Kunstwerk und fragt sich als Laie: Was soll das? Wie reiht sich das Objekt in die anderen Werke des Künstlers ein? Welche Absicht steht dahinter? Informationen, die man in einer Ausstellungsführung vermittelt bekommt. Oder allenfalls mit dem Smartphone vor dem Bild stehend online recherchiert.

Darstellung und Erklärung

Virtueller Rundgang bei Google durch die Fondation Beyeler in Riehen, BS.
Legende: Auch nur ein Museum: Virtueller Rundgang bei Google durch die Fondation Beyeler in Riehen, BS. Google Art Project

Dass in Museen nicht neben jedes Bild ein dazu passender Kunstessay geheftet werden kann, erklärt sich von selbst. Auf Online-Plattformen ist die Zusammenführung von Darstellung und Erklärung von Kunst eigentlich naheliegend: Zu vielen Werken lassen sich Aufsätze und Interpretationen im Netz finden – dieser Ansatz wird dennoch kaum verfolgt.

Zum Beispiel bietet artnet.com ein riesiges Online-Verzeichnis an Kunstwerken – liefert neben der Abbildung jedoch nur technische Details oder die momentanen Preisentwicklungen der Kunstwerke. Auch das Google Art Project, das virtuelle Rundgänge durch viele Museen rund um den Globus anbietet – seit zwei Wochen auch durch die Fondation Beyeler in Riehen – tut nichts mehr, als es ein echtes Museum auch tut: Kunst zeigen.

Von Moderne bis Gegenwartskunst

Hier bietet die «museumsplattform nrw» Abwechslung. Auf der schlicht gehaltenen Website werden Werke aus 20 Museen in Nordrhein-Westfalen dargestellt. Vom «Impressionismus» über «neue Sachlichkeit» bis hin zur «Concept Art» ist alles dabei. Über 500 Kunstwerke von der Moderne bis zur Gegenwartskunst, von Skulpturen von Giacometti, Fotos von Andreas Gursky, eine Performance von Marina Abramovic oder Objekte von Joseph Beuys, der derzeit wegen rechten Gedankenguts in aller Munde ist.

2 Vitrinen, bestückt mit Objekten: Die Installation «Palazzo Regale» von Joseph Beuys.
Legende: 2 Vitrinen, bestückt mit Objekten: Die Installation «Palazzo Regale» von Joseph Beuys. museumsplattform nrw

Aber inwiefern machte sich Beuys mit Filz und Fett zum Opfer und verklärte damit seine Vergangenheit? Die «museumsplattform nrw» zeigt ein Dutzend Werke des Künstlers. Zwar sind die Abbildungen klein, dafür geben die anspruchsvollen Texte dazu umso mehr her. So wird zum Beispiel erklärt, inwieweit die Installation «Palazzo Regale» (zwei Vitrinen mit Nahrungsmitteln und einem Rucksack drin, umgeben von Messingtafeln) auf Beuys Wanderschaft und vielleicht auch seine letzte Reise anspielen.

Jeder wird zum Kurator

Oder Gurskys Fotografie «May Day IV», einem Blick aus der Vogelperspektive auf die tanzende Masse der bekannten Techno-Party «May Day». Hier erfährt man, dass das Werk zu einer Gruppe von Arbeiten gehört, bei denen sich der Künstler mit dem visuellen Erscheinungsbild von Massenevents der Jugendkultur auseinandersetzt. Ausserdem gibt der Text Einblick, wie Gursky arbeitet und seine Bilder digital anpasst – alles Informationen, die man bei einem normalen Museumsbesuch separat recherchieren muss.

So kann man die Kunstsammlung nach Künstler, Thema, Medium, Gattung, Jahr, Museum oder Stadt durchsuchen – aber auch rein visuell in Kollagenform durch die Objektive blättern. Kunstwerke, die einem besonders gefallen, kann man mit einem Herz-Symbol «liken» und anschliessend in «mein Museum» betrachten. Schon hat man seine eigene kleine Webausstellung kuratiert.

Audio
Museumsplattform nrw: 500 Kunstwerke per Mausklick auf dem Bildschirm
03:19 min
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 19 Sekunden.

Das Angebot der «museumsplattform nrw» gleicht einem grossen Kunst-Nachschlagewerk, das in einem Buch kaum Platz finden würde. Die Aufmachung und Texte machen Lust auf mehr und zeigen mögliches Potenzial solcher Online-Kunstsammlungen: Wie schön wäre es, zu noch viel mehr modernen Kunstwerken solche Hintergrundinformationen an einem Ort versammelt zu haben. Oder seine persönliche Zusammenstellung von Kunstwerken anderen Nutzern zugänglich zu machen. Oder zu sehen, welche Kunstwerke Freunde toll finden, oder warum... – bis es so weit ist, gibt es Websites wie die «museumsplattform nrw».

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