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Kunst Nelly Rudin befreite Konkrete Kunst von ihrer Kälte

Nelly Rudin war eine Meisterin der Reduktion und gehörte zur Nachfolgegeneration der Zürcher Konkreten. Die ausgebildete Grafikerin entschied sich in den 1960er Jahren für eine Künstlerkarriere – und arbeitete bis ins hohe Alter. Nun ist Nelly Rudin 85-jährig in Zürich gestorben.

Mit Nelly Rudin hat die Schweiz Anfang Dezember eine bedeutende Künstlerin aus der Sparte Konstruktive Kunst verloren. Sie wollte die Konkrete Kunst mit ihren klaren Formen und Farben vom Klischee des Kühl-Geometrischen befreien.

Von der Grafik zur Kunst

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Nelly Rudin: «Es braucht sehr viel Gefühl für die konstruktive Kunst»
aus Kultur kompakt vom 16.12.2013.
abspielen. Laufzeit 32 Sekunden.

Nelly Rudin kam von der Grafik zur Kunst. Nach einer Ausbildung in grafischer Gestaltung und Typografie an der Kunstgewerbeschule Basel wurde sie bald zur anerkannten Grafikerin. Sie war mittendrin, als Basel und Zürich zu Beginn der 1950er Jahren zu den Hotspots der neuen Schweizer Typografie wurden. Die Szene war eng verbandelt mit den Künstlern aus der Sparte Konkrete Kunst.

Auch Nelly Rudins Herz schlug für die Kunst. Anfang der 1950er Jahre zog sie nach Zürich, wo sie mit den Zürcher Konkreten verkehrte. Max Bill war einer ihrer wichtigsten Mentoren. 1964 entschloss sie sich, nur noch Künstlerin zu sein. Ein sehr bewusster Entscheid, wie sie gegenüber Radio SRF 2 Kultur vor zwei Jahren sagte.

Assoziationen über die Abstraktion hinaus

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Nelly Rudin: «Als Künstlerin muss man sich die Aufgaben selber stellen»
aus Kultur kompakt vom 16.12.2013.
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Nelly Rudins erste Werke waren denn auch sehr geometrisch orientiert: Malerei auf Leinwand, die sich im im klassisch konkreten Feld bewegte.

Ihre erste Ausstellung 1968 war ein Erfolg. In den folgenden Jahrzehnten konnte sie an zahlreichen Orten ausstellen, 2011 folgte eine umfangreiche Retrospektive im Haus Konstruktiv in Zürich. Dort zeigte Nelly Rudin auch ihre erste grosse begehbare Installation: Eine Formation aus hüfthohen, winkelförmigen Wänden, die von oben gesehen wie ein Stern wirkten. Kunst, die zwar abstrakt ist, aber Assoziationen auslöst, die über das Abstrakte hinausgehen.

«Eine liebenswürdig und sehr charmante Person»

Dorothea Strauss war von 2005 bis 2013 Direktorin des Haus Konstruktiv in Zürich und hat die Ausstellung mitbetreut. «Nelly Rudin hat schon früh darüber nachgedacht, Künstlerin zu werden. Ich würde nicht sagen, dass sie sich nicht getraut hat. Doch hatte sie der Disziplin Freie Kunst gegenüber eine grosse Hochachtung und Wertschätzung», erklärt Dorothea Strauss.

Nelly Rudin sei eine ganz besondere Persönlichkeit gewesen. «Sie war sehr liebenswürdig, sehr charmant, sie wirkte sehr fein und zart. Und gleichzeitig war sie auch auf ihre ganz besondere Weise ein ‹tough cookie›: Sie hat das gemacht, was sie wollte, ohne aber in Konfrontation oder Opposition zu gehen.»

Am 4. Dezember ist Nelly Rudin 85-jährig in Zürich gestorben. Eine von der Nelly-Rudin-Stiftung initiierte öffentliche Veranstaltung findet im Februar statt.

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