81 Meter hoch und trotz grauer Fassade unübersehbar: Direkt neben dem Basler Bahnhof steht seit Anfang Jahr das Meret Oppenheim Hochhaus – und darin auch die neuen Büros von SRF Kultur.
Hier arbeiten die Redaktionen Kultur, Wissenschaft, Religion und Fiktion, hier geht Radio SRF 2 Kultur auf Sendung, hier entstehen die Beiträge für srf.ch/kultur. Ausserdem ist das RegionalJournal BS/BL hier zuhause, dazu Swiss Satellite Radio (SSATR) und 3sat. Auch Technik, IT-Support sowie «Dokumentation und Archive» arbeiten am neuen Standort.
Michael Roth ist Projektleiter des Innenausbaus. Ein Gespräch über Wohlfühloasen im Büroalltag, petrolblauen Mut und die Angst des Architekten vor rosa Plüschtieren.
SRF: Was heisst es heute, in einem Büro zu arbeiten?
Michael Roth: Ein Büro ist auf alle Fälle nicht mehr ein so eng gefasster Begriff, wie ihn unsere Eltern oder Grosseltern kannten. Die Definition von Arbeit hat sich stark verändert, wie, wo und wann wir arbeiten.
Ein Büro ist heute nicht mehr ein eng gefasster Begriff.
Die Technologie erlaubt es uns heute, Büroarbeit von praktisch jedem Ort zu tätigen. Darauf reagiert auch das Büro.
Arbeitskonzepte verändern sich schnell. Die Planung eines Büros hingegen dauert. Wie plant man Büros, damit sie zum Zeitpunkt der Einweihung noch modern und aktuell sind?
Das ist eine grosse Herausforderung. Wenn man plant und baut, muss man irgendwann Nägel mit Köpfen machen. Uns hilft der Vergleich zur Stadt: Wie ein Büro vernetzt auch die Stadt menschliches Zusammenleben.
Sowohl in einer Stadt als auch in einem Gebäude gibt es Dinge, die permanent sind. In der Stadt wäre das zum Beispiel der Bahnhof, in einem Bürogebäude entsprechend der Lift oder das Treppenhaus.
Die Quartiere einer Stadt hingegen sind einem steten Wandel unterzogen. Das wäre in einem Büro dann die Teamzonen.
Dort sollte man Tische und Stühle nicht für Ewigkeiten planen, denn Zusammenarbeit verändert sich sehr schnell. Die Bürolandschaft soll sich den Bedürfnissen der Zeit anpassen können.
Was braucht ein Büro, damit man sich darin wohlfühlt?
Grundsätzlich gibt es beim Einrichten von Büro- oder Denkarbeitsplätzen Aspekte, die branchenübergreifend gelten. Viele Unternehmen wünschen sich von der Architektur, dass sie mehr Kommunikation und informellere Zusammenarbeit fördert.
Spontane Ideen sollen möglich werden. Das vermengt sich aber mit dem Bedürfnis nach Konzentration und Rückzug.
Können Sie das an konkreten Orten im Meret Oppenheim Hochhaus darstellen?
Die Kaffeemaschine ist sicher ein wesentlicher Treiber informeller Kommunikation. Man kennt das: Es kommt zu ungeplanten Begegnungen, aus denen sich interessante Gespräche entwickeln können. Daraus können auch Ideen entstehen, die an einer geplanten Sitzung nie möglich gewesen wären.
Gerade in offenen und kommunikativen Bürokonzeptionen ist es aber wichtig, Rückzugsräume anzubieten, wie die Studios oder Besprechungsräume. Dort kann man sich einerseits zurückziehen, wenn man beispielsweise ein heikles Telefonat erhält und nicht exponiert sein möchte. Oder wenn man sich intensiv konzentrieren muss. Das wäre in einem Open Space nicht möglich.
Gab es für den Innenraum ein konkretes Konzept, das die Ausstattung motivierte?
Wir haben in der Planung immer davon gesprochen, dass wir hier eigentlich eine Medienwerkstatt bauen. Diesen Aspekt haben wir im Innenausbau thematisiert. Dazu gehört das konsequente Zeigen der Gebäudetechnik. Man soll sie sehen und nachvollziehen können.
Man soll die Gebäudetechnik sehen können.
Ein robuster Holzboden anstelle eines Teppichs ist ein weiteres Grundmerkmal. Holz ist ein vertrautes Material und auch eines, das schön altern kann. Ein Kratzer im Holz ist ein weniger grosses Problem als ein Kaffeefleck auf einem hellen Teppich.
Die Wände sind petrolfarben. Auf den ersten Blick wirkt diese Farbe gewagt.
Das Farbkonzept hat Mut gebraucht. Der Basler Künstler Peter Suter hat es erarbeitet. Dabei geht es um den Kontrast von Weiss und Farbe. Dieser versetzt den Raum in eine gewisse Spannung.
SRF Kultur ist vor einigen Wochen ins Gebäude gezogen. Wie sehr darf sich das Büro nun verändern? Kann das den Stolz eines Architekten verletzen?
Wenn man ein Bauwerk abschliesst, ist das wie ein Kind, das erwachsen wird. Man muss es seine eigenen Schritte tun lassen, auch wenn man sich immer verantwortlich fühlen wird.
So ist das auch bei den Projekten: Man muss sich von ihnen trennen können. Ein Bauwerk soll in Beschlag genommen werden. Der Bestimmungszweck ist nicht die fotografische Dokumentation des Architekten.
Wenn nun im MOH rosarote Plüschelefanten rumliegen würden, müsste ich vielleicht schon leer schlucken (lacht). Aber wenn ein Team den Raum mit Dingen füllt, die gemeinsame Erinnerungen darstellen, ist das in Ordnung.
Ein Büro soll leben, das ist wie bei Wohnräumen. Am Ende gestalten wir Räume für Menschen, da muss Leben stattfinden dürfen. Wir sind keine Gestaltungspolizei.
Was wäre Ihre Schmerzensgrenze?
Wenn die Wände anders gestrichen würden.
Das Gespräch führte Vivienne Kuster.