Der rechteckige Klotz ist imposant: 145 Meter lang, 21 Meter breit und 22 Meter hoch. Er steht parallel zu den Gleisen, wo einst das Depot der SBB stand.
Von aussen hat das Gebäude aus Sichtbeton und grauen Backsteinziegeln etwas Fabrikartiges. Die Nordfassade besteht aus Lamellen – die Südfassade dominiert ein grosses gewölbtes Fenster, das an die alte Lokomotivhalle erinnert, die hier früher zuhause war.
Die Lausanner Bevölkerung hat bereits den wenig schmeichelhaften Übernamen «Schuhschachtel» für das neue Musée cantonal des Beaux-Arts gefunden.
Ein Heizkörper mit Ausstrahlung
Bernard Fibicher, dem Direktor des Kunstmuseums, will der Name nicht so recht gefallen. Von Norden sehe das Haus aus wie ein gewaltiger Heizkörper, findet er. Es strahle aus – nicht nur architektonisch, sondern auch dank der Kunst. «Das ist ein Bild, das mit gefällt», sagt Fibicher.
Wärme strahlt der noch leere Bau allerdings nicht aus, zumindest nicht in der beeindruckend hohen Eingangshalle mit dem Treppenaufgang zum Südfenster und den hellgrauen Wänden.
In den Ausstellungsräumen sei die Stimmung aber ganz anders, sagt Bernard Fibicher: «Da ist es wegen des schönen hellbraunen Parketts warm.»
Warten auf Valloton
Die Ausstellungsräume seien auch funktional, sagt Bernard Fibicher. Vor allem hat es endlich viel Platz. Erstmals seit den 1940er-Jahren können die kantonalen Sammlungen in einer Dauerausstellung gezeigt werden.
Über 10'000 Werke lagern in Depots. Herzstück sind die Werke des Lausanner Malers Félix Valloton. In den nächsten Monaten werden alle Werke in den Neubau gebracht. «Erst dann wird das Museum ein Museum sein. Im Moment ist es eine leere Architektur.»
Zukunftsmusik
Es hat auch viel Platz für Wechselausstellungen. Sobald auch der zweite grosse Gebäudekomplex fertig gebaut sein wird und das Photo- und das Designmuseum das neue Museumsquartier bezogen haben werden, schwebt Bernard Fibicher vor, dass man gemeinsam Ausstellungen erarbeite.
Erst dann werde das neue Quartier zu dem werden, was die ambitionierten Ziele vorsehen: Ein neues urbanes Kulturzentrum. «Es muss immer etwas stattfinden», sagt Fibicher, «damit es kein unbelebter Ort wird.»
Als Direktor des kantonalen Kunstmuseums hat er eine Vorreiterrolle. Er wird mit seinem Museum als erster das neue Quartier beziehen, das beim Bahnhof Lausanne in den nächsten Jahren entsteht – und einzigartig ist in der Schweiz.