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Photo Schweiz in Zürich Schönheit – auch technisch bearbeitet – ist ein grosses Thema

Die jährliche Schweizer Fotowerkschau in Zürich ist ein Publikumsmagnet. Neben Schönheit sind Identitätssuche und neue Lebensformen ein grosses Thema. Mit Erfolg.

Geheimnisvolle Wälder, glitzernde Schneefelder, Architekturaufnahmen in strengem Schwarz-Weiss oder anspruchsvolle Aktaufnahmen, in denen Körperpartien zu lebenden Landschaften werden: An der Photo Schweiz 23 gibt es alles. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Man muss es nur finden.

Seit 2005 wird die Photo Schweiz jährlich ausgerichtet. Die Grossausstellung in der Messehalle 550 in Oerlikon versteht sich als Werkschau der schweizerischen Fotografie. Mindestens 80 Prozent der 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten einen Bezug zur Schweiz, sagt Chefkurator Daniel Bolliger.

Von Profis bis zu Selfmade-Kreativen

Sonst ist die Auswahl bunt gemischt: alle Altersgruppen, alle Geschlechter, alle Professionalisierungsgrade – vom Künstler mit Diplom bis zum leidenschaftlichen Amateur, von der hauptberuflichen Fotografin bis zur begabten Kreativen, die sich das Kamerahandwerk selbst beigebracht hat.

Bei den jüngeren Generationen ist die eigene Identitätssuche – Gender – ein Thema.
Autor: Daniel Bolliger Kurator Photo Schweiz

Bewerben kann sich jeder und jede. Das dreiköpfige Kuratorenteam um Daniel Bolliger wählt aus – vor allem nach fotografischen Fähigkeiten. Ausserdem gibt es eine Themenausstellung und jede Kuratorin, jeder Kurator kann gezielt Fotografinnen und Fotografen einladen, die als «Wildcards» vorgestellt werden.

Blumen, Landschaften, Gender

Die schiere Anzahl der gezeigten Bilder ist riesig, das Spektrum der Themen und Motive breit. Trotzdem lassen sich gewisse Trends ausmachen. «Während der Pandemie hatten wir sehr viele Blumeneinsendungen. Sehr toll, sehr experimentell umgesetzt», sagt Daniel Bolliger. Auch Landschaften sind ein grosses Thema. «Und bei den jüngeren Generationen ist auch die eigene Identitätssuche, Gender, ein Thema.»

Da gibt’s zum Beispiel eine Serie von Mahalia Taje Giotto aus Lausanne. Taje – so der Künstlername – versteht sich als nonbinäre Person und tastet sich mit einer Reihe von bewegt und verwirbelt wirkenden Bildern an den eigenen Körper heran.

Hussein Alusch, Mode-Designer aus Zürich, komponiert Collagen zu fiktiven Porträts, die die Grenzen zwischen Geschlechtern und verschiedenen Lebensformen sprengen und dabei hochästhetisch sind.

Technisch selbstbewusst bearbeitet

Schönheit ist überhaupt ein grosses Thema. Es gibt viele Bilder, die technisch bearbeitet wurden. Nicht mehr so wie früher, als man ein bisschen retuschierte und hoffte, keiner merkt’s. Technische Bildbearbeitungsverfahren werden heute selbstbewusst genutzt, als künstlerisches Material.

Ein Hingucker ist auch der Beitrag von Nikolai Frerichs, der an der Ecal in Lausanne studiert hat. Er hat mithilfe eines Computerprogramms Avatare gestaltet, die das Ideal des muskulösen Körpers ins Groteske ziehen. Seine Figuren sehen aus wie rosa Kartoffelsäcke. Ein zusätzlicher Hingucker: Die Bilder werden auf einem Screen präsentiert, der in eine Hantelbank eingebaut ist.

Ein Publikumsmagnet

Traditionell werden die Bilder an der Photo Schweiz überwiegend liegend präsentiert: auf niedrigen Tischen. Dazwischen gibt es einzelne Installationen, um die Ausstellung aufzulockern und interessanter zu machen.

Beim Publikum kommt die Ausstellung gut an. Im letzten Jahr kamen 25'000 Besucherinnen und Besucher nach Oerlikon. Und auch in diesem Jahr standen viele Fotointeressierte bereits vor der Türöffnung parat, um die Ausstellung sehen zu können.

Ausstellungshinweis

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Die Werkschau Photo Schweiz ist noch bis Dienstag, 10. Januar in der Messehalle 550 in Zürich Oerlikon zu sehen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 06.01.2023, 17:10 Uhr

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