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Pionier der Luftbilder Flugbildpionier Georg Gerster mit 90 Jahren gestorben

Georg Gerster ist tot. Der Flugbildpionier, dessen Aufnahmen oft wie abstrakte Gemälde aussehen, starb am 8. Februar im Kreise seiner Familie.

Am 30. April 1928 in Winterthur geboren, begann Gerster nach dem Germanistikstudium als Journalist bei der «Weltwoche», zunächst fürs Feuilleton, dann fürs Ressort Wissenschaft. Zur Fotografie fand er dadurch, dass er Bilder zu seinen Artikeln und Büchern selber schoss, wenn er nichts Geeignetes fand.

Felder wie handgeknüpfte Teppiche

Seine ersten Flugbilder entstanden 1963 für ein Buch über das antike Nubien. Aus einer gemieteten Cessna heraus dokumentierte er Tempel und Pyramidenfelder, welche die Pharaonen des alten Ägypten im Norden des Sudans errichtet hatten und die nach Beendigung des Assuan-Staudamms überschwemmt werden sollten. Die Bildfolge wurde auch zur Illustration der von der Unesco initiierten Rettung von Abu Simbel verwendet.

Es folgten Flugexpeditionen in über 100 Länder: Gerster fotografierte Kultstätten und Heiligtümer weltweit, die Nazca-Linien in Peru, den Riesen von Cerne Abbas mit seinem unflätigen Gemächt, Salzgärten in Tansania, die an einen Aquarellkasten erinnern, Flutgebiete im Iran, wie locker aus dem Handgelenk hingepinselt, Felder wie handgeknüpfte Teppiche, Gletscher-Ausläufer wie feuchte blonde Haarlocken.

«Höhe schafft Übersicht»

Gersters Buch «Grand Design» (Deutsch: «Der Mensch auf seiner Erde») wurde in die Long Now Foundation Bibliothek gewählt als eines von 1000 Büchern, die nach einer Katastrophe abrufbar wären. Daneben wurde er unter anderem mit dem Prix Nadar und einer lobenden Erwähnung «World Understanding Through Photography» ausgezeichnet.

Als Journalist verstand es Gerster, sich prägnant und konzis auszudrücken. «Höhe schafft Übersicht, Übersicht erleichtert Einsicht, und Einsicht erzeugt – vielleicht – Rücksicht», war eines seiner Mottos.

Sendung: Blick in die Feuilletons, Radio SRF 2 Kultur, 07:50 Uhr

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