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Kunstredaktorin Ellinor Landmann über die Rembrandt-Ausstellung im Rijksmuseum
Aus Kultur-Aktualität vom 15.02.2019. Bild: Rijksmuseum, Amsterdam
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Rembrandt im Rijksmuseum Meister des Lichts, Meister des Schattens

Vor 350 Jahren starb Rembrandt. Wie unmittelbar seine Werke noch heute wirken, zeigt eine grosse Schau in Amsterdam.

Die Niederlande lassen keine Gelegenheit aus, Rembrandt zu feiern. 2006 war es der 400. Geburtstag, nun wird 2019 im ganzen Land erneut ein «Rembrandtjahr» gefeiert, denn 1669 – vor 350 Jahren – starb der Superstar der niederländischen Kunst. Zahlreiche Veranstaltungen sind ihm gewidmet, das Paradestück ist die Ausstellung «Alle Rembrandts» im Rijksmuseum Amsterdam.

Gruppenbildnis
Legende: Rembrandt van Rijn, «Die Kompanie von Kapitän Frans Banning Cocq und Leutnant Willem van Ruytenburgh macht sich bereit zum Ausrücken», bekannt als «Die Nachtwache», 1642. Rijksmuseum Amsterdam, on loan from the City of Amsterdam.

Zu sehen sind tatsächlich alle Rembrandts aus den Sammlungsbeständen. Dazu gehören 22 Gemälde und vor allem zahlreiche Grafiken und Zeichnungen.

Die international umfangreichste Rembrandtsammlung im Rijksmuseum enthält Glanzstücke wie die weltberühmte «Nachtwache» (1642) oder das Selbstportrait aus dem Jahr 1628. Auf beiden Bildern demonstriert Rembrandt geradezu verschwenderisch seine künstlerischen Fähigkeiten.

Wie ein Regisseur

So wird aus dem Gruppenportrait einer Amsterdamer Bürgerwehr keine statische Darstellung ehrenwerter Herren, sondern eine geschickt inszenierte Handlung. Und das frühe Selbstportrait revolutioniert das Genre, indem es das Gesicht des Künstlers im Schatten eher versteckt denn zeigt.

Selbstporträt
Legende: Rembrandt van Rijn, Selbstporträt, 1628. Purchased with the support of the Vereniging Rembrandt, the Stichting tot Bevordering van de Belangen van het Rijksmuseum and the ministerie van CRM

Zu sehen ist vor allem Rembrandts Meisterschaft, wenn es darum geht Haare, Licht und Schatten effektvoll zu malen.

Die aufsehenerregendsten Werke der Ausstellung sind aber nicht die bekannten Ölbilder, sondern die vielen Grafiken und Zeichnungen.

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© Rembrandt
aus Kontext vom 11.03.2019. Bild: Keystone / PETER DEJONG
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Lieblingstechnik: Radierung

Rund 300 Stiche machen deutlich, welche Meisterschaft Rembrandt in der Technik erlangte. Im Unterschied zu fertigen Ölbildern blieben die Platten der Radierungen im Besitz des Künstlers.

Er bearbeitete sie häufig weiter und stellte verschiedenen Versionen seiner Motive her, die bereits auf dem zeitgenössischen Kunstmarkt begehrt waren. Der häufige klamme Rembrandt nutzte diese Einkommensquelle und perfektionierte durch Überarbeitungen zugleich die Wirkung seiner Motive.

Radierung
Legende: Rembrandt van Rijn, «Die drei Kreuze», 1653. Mr and Mrs De Bruijn-van der Leeuw Bequest, Muri, Switzerland

Die Kreuzigungsszene von 1653 ist beispielsweise in mehreren Zuständen erhalten. Den zunehmenden Verschleiss der Platten durch den Druckprozess nutzte Rembrandt, verzichtete auf Details und arbeitete dramatische Licht- und Schatten-Effekte ein.

Zeichnung einer Frau
Legende: Rembrandt van Rijn, «Saskia Sitting by a Window», 1638. Gift of C. Hofstede de Groot, The Hague

Andere Papierarbeiten zeigen Rembrandt als passionierten Beobachter des Alltags, der seine Frau Saskia mit derselben Meisterschaft einfing wie Bettler und Bäuerinnen auf der Strasse.

Komplexe Gefühle

Seine Vorliebe fürs Alltägliche und künstlerisch-technische Raffinesse allein sind aber nicht der Grund, warum Rembrandt bis heute ein unbestrittener Superstar der Kunst ist.

Die vielen Papierarbeiten in der Amsterdamer Ausstellung zeigen, dass es vielmehr seine Fähigkeit ist, komplexe menschliche Gefühle über Mimik und Körpersprache einzufangen.

Radierung
Legende: Rembrandt van Rijn, «Jupiter und Antiope», 1659. Rijksmuseum

Rembrandt stellte die ganze Bandbreite menschlicher Leidenschaften dar. Und die sind heute so ziemlich dieselben wie vor 350 Jahren. Kein Wunder wirkt Rembrandt auch heute noch atemberaubend zeitgenössisch.

Ausstellungshinweis

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«Alle Rembrandts» im Rijksmuseum Amsterdam. Zu sehen bis 10.6. Tickets vorher online reservieren – Zutritt nur mit Timeslots. Und: Lupe mitnehmen! Viele von Rembrandts Radierungen sind kaum grösser als Briefmarken.

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